Gedanken zum EDV-Einsatz für die Erstellung der Planwerke von Versorgungsunternehmen:

Graphik allein nicht wirtschaftlich

22.10.1976

Fachexperten wird viel über die Möglichkeiten gesprochen, die sich bei Einführung von graphischen EDV-Systemen für Versorgungsunternehmen ergeben. Im folgenden soll dargelegt werden, welche Überlegungen die Stadtwerke Karlsruhe davon überzeugten, daß eine Umstellung des manuellen Zeichenverfahrens allein kaum wirtschaftlich zu vertreten ist, und welche Dinge vor der Einführung der Elektronischen Datenverarbeitung zu betrachten sind.

Ehe man über die EDV im Zusammenhang, mit Bestandsplänen redet, muß man die eigentlichen Aufgaben kennen, die den Vermessungs- und Katasterabteilungen übertragen worden sind, nämlich Trassierungs- und Vermessungsarbeiten sowie das Kartieren von Plänen.

Die Trassierungs- und Vermessungsarbeiten können zwar durch den Einsatz moderner Meßgeräte, etwas vereinfacht, werden, die Hauptarbeit müssen jedoch immer Menschen erledigen.

Anders beim Kartieren. Hier kann sehr viel Arbeit von Maschinen übernommen werden.

Rückstände das Normale

Mag die Ausweitung der Wasserversorgungsnetze auch zum großen Teil abgeschlossen sein, so kann dies sicherlich nicht von den

Gas-, Fernwärmenetzen und bestimmt nicht von den Stromversorgungsnetzen gesagt werden, wenn man unter "Ausweiten" auch "Verstärkung" meint. Wir finden daher gerade bei den Stromversorgungsnetzen die größten Rückstände in der Fortführung der Bestandspläne. Rückstände von ein oder zwei Jahren sind hier sogar das Normale.

Was lag also näher, als die EDV auf ihre Verwendungsmöglichkeit bezüglich der Planerstellung zu überprüfen?

Bei dieser Überprüfung ergab sich für den Bereich der Stadtwerke ,Karlsruhe, daß mit der graphischen Darstellung allein keine Wirtschaftlichkeit zu erreichen ist. Erst die Verwendung der eingegebenen Daten für weitere Zwecke erbrachte theoretisch die gewünschte Wirtschaftlichkeit. Dieses wurde auch durch die Fallstudie eines einschlägigen Unternehmens bestätigt. Wie muß nun ein System für unsere Zwecke beschaffen sein?

Wunsch und Wirklichkeit

Wir wissen, daß dieses System die Erstellung von Plänen (graphische Darstellung) gleichzeitig aber auch die Funktion der alten Karteien übernehmen soll. Wir sind der Auffassung, daß die Reihenfolge der Forderungen umgedreht werden muß: Zuerst Übernehmen der Funktion der alten Karteien und dann das zeichnerische (graphische) Erstellen der Pläne.

Zunächst haben wir die Fachabteilungen um Mitteilung gebeten, welche Wünsche ihrerseits bezüglich "Auskünfte durch die EDV" gestellt werden. Diese Wünsche wurden dann verglichen mit den wirklich erfolgten Nachfragen bei der Katasterabteilung. Der Unterschied war, wie zu erwarten, sehr groß. Sehr viele Wünsche blieben bisher unerfüllt, weil der Aufwand einfach zu groß war.

Erfahrung im Kleinen

Hat sich aber ein Versorgungsunternehmen für den Einsatz eines EDV-

Systems zur Herstellung einer Dokumentation entschlossen, so wird sich die Frage stellen, wie die Umstellung vom bisherigen zum neuen System vor sich geht.

Die Stadtwerke Karlsruhe haben folgenden Weg vor:

Zunächst wird das kleinste Versorgungsnetz übertragen. Dies ist das Fernwärmenetz. Hierdurch sollen Erfahrungen gesammelt werden. Als letzte Arbeit werden die Daten des Stromversorgungsnetzes übertragen.

Welche Geräte zur graphischen Herstellung der Planwerke benutzt werden, hängt von vielen Faktoren ab. Legt man Wert auf eine schnelle Information, so wird man sicherlich keinen Plotter wählen, da bietet sich der COM-Plotter an - oder, wenn der Plan sofort geliefert - werden muß, etwa im Fall einer Störung, ein Bildschirm.

Karlsruhe hat sich für einen Plotter entschieden.

4000 Planausschnitte

Bekanntlich ist eine dar Hauptaufgaben einer Katasterabteilung die Auskunftsbereitschaft. Hiervon wird von den eigenen Abteilungen sowie staatlichen, städtischen Stellen und im Auftrag privater Bauherrn von den Architektur- und Ingenieurbüros rege Gebrauch gemacht. Im Durchschnitt werden pro Monat etwa 3000 bis 4000 Planausschnitte an Planer und Bauleiter öffentlicher Bauvorhaben ausgegeben.

Hierzu kommen noch die vielen Anfragen von Baufirmen, die in der Regel sofort eine Antwort erhalten sollen.

Karlsruhe wird daher in den nächsten zehn Jahren nicht auf das Vorhalten von Plänen verzichten. Unser Wunsch ist die Entwicklung eines Bildschirmes, der die Möglichkeit bietet, auf elektrostatischem Weg einen Plan in der Größe 50x50 cm herzustellen.

Fazit: Die Firmen bieten zwar recht gute graphische Systeme an, die auch bereits bei einigen Versorgungsunternehmen Verwendung finden, es hat sich aber in vielen Gesprächen mit einschlägigen Firmen gezeigt, daß es das beschriebene System in Deutschland anscheinend noch nicht gibt.

*Antonius Mauer ist Abteilungsleiter bei Vermessung, Kataster und Baukoordinierung, Stadtwerke Karlsruhe