International Data Corporation sieht eine Art Metamorphose:

Grafikindustrie stärker anwenderorientiert

29.07.1983

WIESBADEN (CW) - Die Acht-Milliarden-Dollar-Grenze werden US-Hersteller bei der Auslieferung grafischer Produkte im Jahr 1986 erreichen. Zu diesem Ergebnis kam die International Data Corporation (IDC) in ihrer Studie "Industry Trends in Computer Graphics". Im Jahr 1981 hatte der US-Markt in diesem Bereich noch ein Volumen von etwa 2,48 Milliarden Dollar. Gegenwärtig sind in den USA mehr als 250 in- und ausländische Hersteller aktiv.

Während man davon ausgehen könne, so die IDC Deutschland, daß den meisten EDV-Produkten in den nächsten fünf Jahren die eine oder andere grafische Fähigkeit eingepflanzt weide, gebe es doch weiterhin einen eigenen, separaten und identifizierbaren Grafikmarkt, der nach Art und Umfang der Anwendung, benutzten Produkte sowie nach Herstellern und Lieferanten umrissen sei. So ist aus der Tabelle 1 zu ersehen, daß 80 Prozent des 1981 erzielten Gesamtumsatzes von den führenden zehn Prozent der Unternehmen erwirtschaftet wurde. Jedoch nur sechs Firmen konnten Umsätze von mehr als 100 Millionen Dollar aufweisen.

Wie die IDC berichtet, durchlaufe die Grafikindustrie seit Anfang der 80er Jahre eine Art Metamorphose: von einer auf technologischer Basis beruhenden Anwenderorientierung hin zu einem Trend, der auf Standardprodukten basiere und für ein breites Spektrum von Anwendern angelegt sei. Da sich sowohl die Zahl der Anwender als auch die Reihe der Anwendungen stark vermehrt habe, ändere sich auch die gesamte Industrie.

Große Computerhersteller haben sich unter anderem des Marktes bemächtigt, meint die IDC, nicht selten über die Lizenznahme bei Softwarehäusern. Grafikfirmen schlossen sich teils zusammen und vervollständigten ihre Produktpalette, teils fusionierten sie mit großen Industriefirmen. Dazu kamen viele Neugründungen, oft von führenden Mitarbeitern großer Grafikunternehmen, die ihr bisheriges Tätigkeitsfeld aus den verschiedensten Gründen aufgaben.

Deshalb werde sich auch die Struktur der Branche ändern, und zwar nach Meinung der IDC dahingehend, daß sich die Anzahl der Unternehmen mit mehr als 100 Millionen Dollar Umsatz im grafischen Bereich erhöhe. In den Jahren 1981 bis 1984 werde sich diese Zahl von sechs auf über 20 steigen.

Dazu müßten die gegenwärtigen Hersteller ihre Strategien und Marketingpläne der veränderten Situation anpassen. Im selben Zeitraum rechnet die IDC in der untersuchten Branche mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von etwa 26 Prozent. So sollen 1986 annähernd acht Milliarden Dollar Gesamtumsatz erzielt werden (siehe Tabelle 2). Die jährlichen Zuwachsraten hingen jedoch im einzelnen von den allgemeinen Wirtschaftsdaten und insbesondere vom Zuwachs an Kapitalinvestitionen ab.

Auch der CAD/CAM-Markt hat seit 1981 nach Ansicht der IDC eine typische Entwicklung mitgemacht: von einer Art "Fertigkauf" und der Benutzung von Standardlösungen, die ihrerseits von den Herstellern schlüsselfertiger Systeme geliefert wurden - bis hin zu einer Implementierung der vollen CAD/CAM-Möglichkeiten durch einen fortgeschrittenen Endbenutzer, der aus einer Vielzahl von Hardware- und Softwareprodukten auswählen kann. In einigen Fällen hätten diese "sophisticated user" gar CAD/CAM oder spezialisierte Analysesoftware vor Ort entwickelt und anschließend damit begonnen, sie als kommerzielles Produkt zu vermerkten (zum Beispiel Northrops NCAD).

Als Resultat dieser Entwicklung so die IDC habe sich der Anwendungsschwerpunkt verschoben.

Die Anzahl der Anwender und der einzelnen Arbeitsstationen pro System wachse; die durchschnittliche Nutzung pro Station schrumpfe beständig.

Designer und Ingenieure stellten einen ständig wachsenden Anteil bei der Systemnutzung, Firmen förderten die Entwicklung integrierter Datenbanken, die Benutzer wechselten von zweidimensionalen zu dreidimensionalen Anwendungen und man benötige anwendungsspezifische Software.

Diese Entwicklungen auf der Anwenderseite äußerten sich in Anforderungen für neue Systeme und Peripherie mit besserer Ausstattung. Hierzu ermittelte IDC folgende Trends:

Der Gesichtspunkt der verbesserten Leistung zieht derzeit beim Anwender mehr Pluspunkte auf sich als Kostenreduzierung bei System oder Peripherie. Der Anwender also kauft eher neues Gerät mit neuen Leistungen zum gegenwärtigen Preis, als daß er ältere Technologie zum reduzierten Preis erwerben würde.

Bei Turnkey-Systemen erfolgt ein Aufstieg von 16-Bit- zu 32-Bit Host-Rechnern (im Gegensatz zur Nutzung von 32-Bit-Graphics-Rechnern).

Die Nutzung von Systemen erfolgt auf Host-Basis anstatt oder zusätzlich zu Turnkey-Systemen. Gründe hat für, so die IDC, sei die Notwendigkeit einer ausreichend großen integrierten Datenbank; der Wunsch, eine möglichst große Zahl von Arbeitsplätzen mit den geringst möglichen Kosten für CAD/CAM auszustatten und/oder der Versuch, die CAD/ CAM-Nutzung auf einem bestehenden System zu initiieren oder auszuweiten (anstelle des Neukaufs zusätzlicher Systeme).

Billige CAD/CAM Workstations werden auftauchen, die für Einzelplatz- und Netzwerk-Anwendungen geeignet und meist schon auf spezifische Nutzung zugeschnitten sind (zum Beispiel Design von integrierten Schaltkreisen).

Wachsende Nutzung von Farb-Displays erfolgt dort, wo sie vom CAD/ CAM-System unterstützt werden. Einige Hersteller geben bereits jetzt an, daß bei Turnkey-Systemen 70 bis 80 Prozent der neuen Display-Auslieferungen in Farbe erfolgen.