Endgerätehersteller verbreiten Verwirrung im Markt

GPRS-Handys haben zunächst bessere Chancen als UMTS

15.12.2000
MÜNCHEN (CW) - Bis zum Jahr 2006 sollen erst rund 20 Prozent der Mobiltelefone UMTS-fähig sein, der Löwenanteil dürfte jedoch die Vorgängertechnik General Packet Radio Service (GPRS) verstehen. Dies schätzt die Unternehmensberatung Frost & Sullivan. Die schwedische Europolitan startet bereits mit GPRS. Unter den Herstellern von Endgeräten bricht inzwischen das Gerangel um Marktanteile aus.

Die Kosten für den Aufbau UMTS-fähiger Netze, die Lizenzen und die Kundengewinnung werden die Bilanzen der Mobilfunkbetreiber noch über längere Zeit hinweg belasten. Daher prognostiziert Frost & Sullivan, dass die Carrier wahrscheinlich erst 2004 anfangen werden, mit UMTS Geld zu verdienen. 2006 sollen von international 120 Milliarden Dollar Umsatz mit Mobilfunk nur 20 Milliarden Dollar auf die neue Technologie entfallen.

Andere, früher verfügbare Verfahren wie GPRS füllen die Lücke. Es handelt sich bei GPRS um eine Zwischenstufe auf dem Weg zu UMTS, die dem Anwender erstmals erlaubt, ständig online zu sein. Die mit dieser Technik mögliche Übertragungsgeschwindigkeit reicht für viele Anwendungen aus. Derzeit geht der schwedische Anbieter Europolitan mit GPRS an den Start. Bezahlt wird nicht nach Online-Zeit, sondern nach übertragener Datenmenge. Noch liegen allerdings die Tarife hoch, und es gibt erst wenige Endgeräte. Rund 80 Prozent der Handys sollen bis 2006 GPRS-fähig sein. Sie werden Geld in die Kasse spülen, solange UMTS auf sich warten lässt.

Auch bei den UMTS-Netzen deutet sich ein weiterer Engpass bei den Endgeräten an. So rechnet die Untersuchung von Frost & Sullivan damit, dass 2003 die ersten Geräte in geringer Stückzahl vorhanden sind. Danach wird ihre Anzahl allerdings voraussichtlich explosionsartig steigen. Bis zum Jahr 2006 dürften rund 20 Prozent der Endgeräte UMTS-fähig sein.

Schon heute ist der Markt heiß umkämpft. Es gibt eine Flut von Nachrichten über Verträge von Mobilfunkbetreibern mit Lieferanten. Oft bleibt jedoch unklar, ob es sich um ein wirkliches Geschäftsabkommen handelt, bei dem auch Geld fließt, oder ob sich die Partner nur im - unverbindlichen - Stadium der Verhandlung befinden.

Zum Beispiel veröffentlichten Ericsson und Nokia bereits, der italienische Betreiber Wind sei bei ihnen Kunde, bevor Wind überhaupt den Zuschlag für eine Lizenz bekam. Die drei Firmen Alcatel, Ericsson und Nokia haben in der Tat eine gute Ausgangsposition, sind sie doch bereits von der Mutterfirma France Télécom als Lieferanten für das pan-europäische Joint Venture New Orange ausgewählt worden. Auf der anderen Seite gab Orange jedoch bekannt, die Auswahl werde auf Länderebene getroffen und könne einen, zwei oder alle drei der genannten Zulieferer umfassen.

Darüber hinaus behauptete Ericsson, es sei in 15 der 20 ersten Vereinbarungen über 3G-Mobilfunk-Equipment genannt. Nachfragen des Brancheninformationsdienstes "Computergram" ergaben jedoch, dass etwa British Telecom keine kommerzielle Beziehung mit Ericsson aufrechterhält, obwohl das Unternehmen sich als "zweiten Hauptlieferanten" von BT bezeichnete.

Auf der anderen Seite gehört Ericsson aber auch zu den wenigen Herstellern, die überhaupt Angaben zu Verträgen und Zahlen gemacht haben. So hat das Unternehmen etwa einen Vertrag im Wert von 250 Millionen Dollar mit der spanischen Xfera SA unterzeichnet, mit Mobilcom über 1,35 Milliarden Dollar. Alle diese Beispiele demonstrieren, wie wichtig es für die Zulieferer ist, möglichst früh beeindruckende Kontakte vorweisen zu können.

Abb: Bis zum Jahr 2006 sollen 20 Prozent der Mobiltelefone UMTS-fähig sein. Quelle: Frost & Sullivan