Gosling: „Ich bin enttäuscht von .NET“

18.04.2002
Anlässlich der Entwicklerkonferenz JavaOne äußerte sich Java-Erfinder James Gosling zu Microsofts .NET. Mit dem Vice President von Sun Microsystems sprach Carol Sliwa von der CW-Schwesterpublikation „Computerworld

CW: Gibt es irgendetwas in der .NET-Architektur, das Sie bewundern?

GOSLING: Chuzpe, Frechheit. Ehrlich gesagt, fand ich es ziemlich enttäuschend. Es gab viele Gerüchte über die Common Language Runtime und wie die neue Programmiersprache C# aussehen würde. Wir stellten uns alle möglichen schlauen Dinge vor, die die Microsoft-Leute realisieren könnten. Aber sie entschieden sich dafür, nichts von all dem umzusetzen. Ich fand das merkwürdig.

CW: Was hätte Microsoft Ihrer Meinung nach tun können?

GOSLING: Sie hätten bei der Sprache kreativer und bei Dingen wie dem Speichermodell sorgfältiger sein können. Sie unterlagen bestimmten Zwängen, wie etwa der Tatsache, dass sie C und C++ unterstützen mussten. Dadurch verkrüppelten sie das Speichermodell mit löchrigen Konstruktionen, was auf Kosten der Sicherheit und Verlässlichkeit geht.

Eines meiner Steckenpferde sind wissenschaftliche Berechnungen. Sie hätten etwas tun können, um diese leichter zu machen. Oder sich um die Integration von Geschäftslogik und Sprache kümmern können. Aber die Syntax von C# ist fast die gleiche oder eigentlich exakt dieselbe wie jene von Java.