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Kampfansage an Verlage

Google weitet Nachrichtensuche aus

16.07.2009
In einer "Hamburger Erklärung" haben 166 europäische Verlage von Google gefordert, das geistige Eigentum im Internet zu respektieren. Google kontert nun, in dem es sein Nachrichtenangebot weiter ausdehnt.
Matthias Döpfner, Vorstandsvorsitzender der Axel Springer AG, fordert eine faire Beteiligung an den Umsätzen im Internet und Schutz des geistigen Eigentums.
Matthias Döpfner, Vorstandsvorsitzender der Axel Springer AG, fordert eine faire Beteiligung an den Umsätzen im Internet und Schutz des geistigen Eigentums.

Josh Cohen, bei Google für Nachrichtenkonzepte des Unternehmens verantwortlich, hat im Firmen-Blog die Nachricht verbreitet, Googles Suchmaschine werde nun nicht nur Welt- und nationale Nachrichten durchsuchen und auf seinen Seiten präsentieren, sondern auch die lokalen Seiten von Medien durchforsten. Das Feature "Lokale Nachrichten" gibt es in den USA, Großbritannien, Indien und Kanada schon seit 2008.

Wer den neuen Service nutzen möchte, muss lediglich die Postleitzahl eingeben, aus deren Umkreis er Nachrichten lesen will. Danach bekommt man bei jedem Besuch auf der Google-Nachrichtenseite im oberen Drittel in der rechten Spalte die neuen lokalen News angezeigt.

Konter gegen "Hamburger Erklärung"

Auch Burda Media macht Front gegen Google.
Auch Burda Media macht Front gegen Google.

Cohen äußerte sich auch zu der "Hamburger Erklärung". In dieser von Springer-Chef Mathias Döpfner ins Leben gerufenen Aktion haben bislang 166 europäische Verlage per Unterschrift gefordert, Google möge deren geistiges Eigentum respektieren. Zu den deutschen Verlegern, die die Erklärung unterschrieben, gehören Bernd Buchholz (Gruner + Jahr, Deutschland), Hubert Burda (Burda Media, Deutschland), Mathias Döpfner (Axel Springer AG, Deutschland) und Stefan von Holtzbrinck (Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck, Deutschland).

Am 9. Juli 2009 hatte der europäische Verlegerrat (European Publishers Council, EPC) der EU-Kommission die "Hamburger Erklärung zum Schutz des geistigen Eigentums" übergeben.

Faire Beteiligung an Umsätzen

Döpfner, Vorstandsvorsitzender der Axel Springer AG, sagte zu der Erklärung: "Das Internet ist nicht der Feind, sondern die Zukunft des Journalismus, wenn auch in der digitalen Welt geistiges Eigentum respektiert wird. Es gibt vor allem zwei Ziele (der Hamburger Erklärung, Anm.d.Red.): Eine faire Beteiligung an den Umsätzen derjenigen, die unsere Inhalte vermarkten, und darüber hinaus die Entwicklung eines Marktes für bezahlte Inhalte in der digitalen Welt." Die Unterzeichner seien zuversichtlich, "dass auch die Vertreter von Suchmaschinen und anderen Aggregatoren mit uns gemeinsam die Marktchancen von legalen bezahlten Inhalten im Internet erkennen, erschließen und gemeinsam nutzen wollen."

Cohen erwiderte hierauf, jedem Content-Produzenten stünde es frei, seine Inhalte nicht von der Suchmaschine indizieren zu lassen. Die Pikanterie der Google-Antwort liegt in der Konsequenz: Wessen Inhalte nicht von der Suchmaschine indiziert werden, der findet im Web 2.0 nicht mehr statt, auf jeden Fall nicht in vermarktungsrelevanter Weise.

Der Google-Manager betont zudem, dass Googles Nachrichtenstrategie letztlich den Medienhäusern dieser Welt durchaus zugute komme. Immerhin beschere Google den Verlagen insgesamt über eine Milliarde Besucher pro Monat. Mit diesem Pfund könnten die Verlage dann bei Anzeigenkunden wuchern und solchermaßen Umsätze generieren. (jm)