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Netzneutralität

Google und Verizon trommeln für offenes Internet

10.08.2010
Die Branchengrößen Google und Verizon machen sich für die Beibehaltung der "Verkehrsregeln" im Internet stark.

Kein Inhalteanbieter soll danach gegenüber einem anderen bevorzugt werden. Der Internetkonzern und der Telekomriese veröffentlichten eine gemeinsame Erklärung zur sogenannten Netzneutralität. Die soll im besten Fall als Grundlage für eine Gesetzgebung in den USA dienen.

"Das nächste YouTube, das nächste soziale Netzwerk braucht ein offenes Internet", sagte Google-Chef Eric Schmidt am Montag in einer gemeinsamen Telefonkonferenz. Nur dank der Gleichberechtigung aller Teilnehmer habe das Internet in Vergangenheit überhaupt einen derartigen Erfolg haben können.

Allerdings bauten die Konzerne zwei Hintertürchen ein: Zum einen wollen sie "zusätzliche Online-Dienste" von ihrem Aufruf ausgenommen wissen. Was das genau sein soll, ließen sie offen. "Stellen sie sich vor, die New Yorker Oper wollte alle ihre Aufführungen übers Internet übertragen, in 3D", versuchte Verizon-Chef Ivan Seidenberg ein Beispiel zu geben.

Zum anderen klammerten sie das boomende mobile Internet aus. "Mobilfunk ist eine andere Sache", sagte Seidenberg. Hier sei noch zu viel im Fluss. Zu viele Regeln schadeten da nur. Die Mobilfunkanbieter besonders in den USA schaffen es derzeit kaum, ihre Netze im gleichen Maße auszubauen, wie neue Smartphones verkauft werden und damit der Datenverkehr ansteigt. Es kommt deshalb immer wieder zu Engpässen und Ausfällen.

Bislang übermitteln die Netzanbieter die Datenpakete zwischen allen Internetteilnehmern völlig gleichberechtigt. Die Telekomfirmen beschweren sich aber immer lauter darüber, dass sie ihre Dienste zur Verfügung stellen, ohne von großen Internetfirmen dafür honoriert zu werden. Dabei stehen Angebote wie das Videoportal YouTube von Google im Fokus, weil die übertragenen Datenmengen hier besonders groß sind.

In US-Medienberichten war zuvor der Eindruck entstanden, Google verhandele mit Verizon über eine bevorzugte Behandlung gegen Bares, damit etwa YouTube-Videos schneller beim Nutzer ankommen - das wäre das Ende der Netzneutralität gewesen. "Es wird keine Bevorzugung von Google-Datenverkehr geben", versprach Verizon-Chef Seidenberg. "Es wird keine Bevorzugung von irgendeinem Datenverkehr geben."

"Wir sind auf einander angewiesen", sagte Google-Chef Schmidt. Die Telekomkonzerne bräuchten die Inhalte, die Internetkonzerne die Leitungen. Zur Not sollte das Prinzip der Netzneutralität auch mit saftigen Geldstrafen durchgesetzt werden, lautete die Forderung. Google und Verizon wollen jetzt die Gespräche mit der Regulierungsbehörde FCC wieder aufnehmen. Die Debatte um das offene Internet hatte zuletzt für Krach und dann Funkstille gesorgt. (dpa/tc)