Schrumpfkur

Google streicht bei Motorola rund jede fünfte Stelle

13.08.2012
Google will den für über 12 Milliarden Dollar gekauften Handy-Pionier Motorola wieder coole Geräte bauen lassen, die Apple und Samsung Konkurrenz machen. Doch zunächst einmal muss jeder fünfte Mitarbeiter gehen.

Dem Handy-Hersteller Motorola steht nach der Übernahme durch Google ein massiver Stellenabbau bevor. Rund jeder fünfte Arbeitsplatz solle verschwinden, es gehe um etwa 4000 Jobs, berichten die "New York Times" und das Blog "All Things D" am Montag. Etwa zwei Drittel der Stellenstreichungen seien außerhalb der USA geplant. Das Unternehmen werde sich aus unprofitablen Märkten und der Herstellung einfacher Geräte zurückziehen sowie die Modellpalette verkleinern, sagte der neue Motorola-Chef Dennis Woodside der "New York Times".

Google hatte Motorola Mobility für rund 12,5 Milliarden Dollar (umgerechnet 10,2 Milliarden Euro) gekauft. Nach offiziellen Angaben ging es vor allem um das riesige Portfolio aus 17.000 Patenten, das der Handy-Pionier besitzt. Motorola hatte einst das erste Handy gebaut, war in den vergangenen Jahren aber hinter die Wettbewerber zurückgefallen. Mit dem Vormarsch der Smartphones dominieren heute vor allem Samsung (Galaxy) und Apple mit seinem iPhone die Branche. Motorola setzte zuletzt wie auch Samsung auf das Google-Betriebssystem Android, schreibt aber im Gegensatz zu den Südkoreanern hohe Verluste.

Woodside wolle Motorola-Telefone wieder "cool" machen, schrieb die "New York Times". Zum Beispiel mit der Fähigkeit, an den Stimmen zu erkennen, wer sich gerade in einem Raum aufhält, besseren Kameras und langen Batterielaufzeiten. Viele der Neuerungen sollen aus einem von Google geschaffenen Innovationslabor kommen. Es hat nur einige Dutzend Mitarbeiter und wird von der ehemaligen Chefin der Militärforschungsagentur DARPA, Regina Dugan, geführt.

Statt der im vergangenen Jahr vorgestellten 27 Modelle solle es künftig nur noch wenige geben - eine Strategie, auf die auch Apple setzt. Der vom Online-Einzelhändler Amazon geholte Manager Mark Randall will zudem die Zuliefererkette radikal verschlanken. Motorola habe bisher zu viel Geld für zu viele verschiedene Bauteile ausgegeben, sagte er der Zeitung.

Woodside wiederholte das Versprechen, dass Motorola nicht gegenüber anderen Android-Anbietern bevorzugt werde. Alles, was Google bei Motorola macht, verfolgen andere Partner wie Samsung, HTC, LG oder Sony mit Argusaugen. Sie dürften extrem allergisch reagieren, wenn die neue Google-Tochter früher Zugang zu neuen Android-Funktionen oder nächsten Versionen des Betriebssystems bekommen sollte. Ein bekanntes Problem der Plattform ist die langsame Markteinführung neuer Android-Versionen, was auch an der Vielfalt der Geräte liegt. (dpa/tc)