Google I/O 2023

Google startet seinen zweiten KI-Anlauf mit PaLM2

11.05.2023
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
Nachdem Googles erster Versuch, ChatGPT und Co. Paroli zu bieten, Anfang des Jahres in die Hose ging, startet Google auf seiner Entwicklerkonferenz Google I/O seinen zweiten Anlauf in Sachen KI.
Google ging auf der hauseigenen Entwicklerkonferenz I/O 2023 in Sachen KI in die Vollen.
Google ging auf der hauseigenen Entwicklerkonferenz I/O 2023 in Sachen KI in die Vollen.
Foto: Google

Mit Bard wollte Google Anfang des Jahres gegen ChatGPT und Microsofts KI-Bemühungen im Zusammenhang mit Copilot punkten. Doch der Angriff ging schief, Hoffnungsträger Bard fiel mit peinlichen Fehlern auf.

Auf der Google I/O setzt der Konzern nun zum zweiten Anlauf an. Auf der Entwicklerkonferenz kündigte das Unternehmen 25 neue Produkte und Funktionen rund um das Thema KI an. Zudem stellte man mit PaLM 2 den Nachfolger des 2022 vorgestellten Pathways Language Model (PaLM) vor.

PaLM 2

Laut Google handelt es sich bei PaLM 2 um ein hochmodernes Sprachmodell der nächsten Generation, das mit verbesserten Fähigkeiten im Bereich Mehrsprachigkeit, logischer Argumentation und Programmierung aufwarte.

  • Mehrsprachigkeit:

PaLM 2 wurdeauf mehrsprachige Texte trainiert. Esumfasst mehr als 100 Sprachen. Dadurch, so Google, konnte die Fähigkeit des Modells, nuancierte Texte - einschließlich Redewendungen, Gedichten und Rätseln - in einer Vielzahl von Sprachen zu verstehen, zu generieren und zu übersetzen, erheblich verbessertwerden.

  • Logische Argumentation:

Der Datensatz von PaLM 2 umfasst wissenschaftliche Arbeiten und Webseiten, die mathematische Ausdrücke enthalten. Dadurch ist es fähig, mit Logik, Common Sense und Mathematik zu agieren.

  • Coding:

Google zufolge wurde das neue Modell mit einer großen Anzahl öffentlich zugänglicher Quellcode-Datensätze trainiert. Deshalb beherrsche PaLM 2 gängige Programmiersprachen wie Python und JavaScript besonders gut. Zudem könne spezieller Code in Sprachen wie Prolog, Fortran und Verilog generiert werden.

Die PaLM-2-Varianten

Mit PaLM 2 stellt Google ein neues KI-Modell vor.
Mit PaLM 2 stellt Google ein neues KI-Modell vor.
Foto: Google

Unter dem Strich sei PaLM 2 nicht nur leistungsfähiger, sondern auch schneller und effizienter als die Vorgängermodelle, so Google. Nach eigenen Angaben wird das Sprachmodell in vier Größen angeboten:

  • Gecko,

  • Otter,

  • Bison,

  • sowie Unicorn.

Dabei soll sich Gecko als die kleinste und schlankste Version für den Einsatz auf mobilen Geräten eignen - selbst wenn diese offline sind.

Rund um PaLM 2 kündigte Google auf der Entwicklerkonferenz etliche neue Funktionen und Produkte an. Hier einige Beispiele:

Google Suche mit generativer KI

Nachdem Microsoft bei Bing mit seinem KI-Copilot bereits vorgeprescht ist, legt Google jetzt nach. Die Google Suche soll mit KI-Unterstützung intelligenter werden und mehr Informationen und Kontext liefern.

Zusammenhänge verstehen

So soll die Suche intelligenter werden und komplexere Fragen verstehen und diese Zusammenhänge bei ihren Antworten berücksichtigen. Ferner sollen künftig in den Antworten hilfreiche Verweise auf weitere Webinhalte enthalten sein. Zudem werden in den Antworten eine Reihe von weiteren Perspektiven aufgezeigt, die den Fragenden interessieren könnten.

Für diese sogenannte Search Generative Experience (SGE) beginnt Google in den USA ein Experiment in Search Labs. Dieses sei auf dem Chrome-Desktop und in der Google App (Android und iOS)verfügbar, wobei anfangs nur Englisch als Sprache unterstützt wird.

Generative KI für Android

Generative KI-Technologie soll künftig die Anwender bei der Personalisierung Android-basierter Tablets und Smartphones helfen. So basiert etwa der Schreibassistent, eine neue Funktion der Messages-App, auf generativer KI.

KI für Messages

Mit KI-Hilfe sollen Konversationen einen zusätzlichen persönlichen Touch erhalten. Soschlägt die KI Antworten vor, die auf dem Kontext der eigenen Nachrichten basieren. Zudem könne sie das Geschriebene in verschiedene Stile umwandeln - etwa im Stile Shakespeares. Google zufolge ist die Einführung des Schreibassistenten als Beta für den Sommer geplant.

KI für Hintergrundbilder

In Android 14 - die Einführung ist im Laufe des Jahres geplant - soll KI zudem mehr Möglichkeiten zur Personalisierung des Display offerieren. So sollen sich etwa eigene Fotos in 3D-Hintergründe umwandeln lassen.

Darüber hinaus biete Android die Möglichkeit, Generative-AI-Hintergrundbilder zu kreieren. Ferner könnten mit Hilfe des Text-zu-Bild-Diffusions-Modells von Google ebenfalls Hintergrundbilder generiert werden.

Bard

Der generative KI-Dienst von Google wird weitere mathematische, logische und Programmierfähigkeiten erhalten. Zudem werden Japanisch und Koreanisch als weitere Sprachen integriert. Insgesamt soll Bard bald in den 40 weltweit meistgesprochenen Sprachen verfügbar und in über 180 Ländern öffentlich zugänglich sein.

Workspace

Gmail, Google Docs und Google Tabellen erhalten KI-Funktionen auf Basis von PaLM 2, die die User beim Schreiben und Organisieren unterstützen sollen. Auf diese Weise, so Google, könnten Arbeiten besser und schneller erledigt werden.

Med-PaLM 2

Bei Med-PaLM 2 handelt es sich um eine KI-Variante, die mit medizinischem Wissen trainiert wurde. Der "KI-Doktor" kann Fragen beantworten und Erkenntnisse aus einer Vielzahl von komplexen medizinischen Texten zusammenfassen. Zudem besitzt Med-PaLM 2 multimodale Fähigkeiten, um Informationen wie Röntgenbilder und Mammogramme zu synthetisieren. Google plant, das Tool im Sommer einer kleinen Gruppe von Cloud-Kunden vorzustellen, um sichere und hilfreiche Anwendungsfälle zu identifizieren.

Sec-PaLM

Sec-PaLM ist ein Tool zur Cybersicherheitsanalyse auf KI-Basis. Es ist über die Google Cloud verfügbar und nutzt KI, um das Verhalten potenziell schädlicher Skripte zu analysieren und zu erklären. Zudem soll es bedrohliche Skripte besser und schneller erkennen als bisher üblich.

PaLM-API

Ab sofort können sich Entwickler für die Nutzung des PaLM-2-Modells anmelden. Für Unternehmenskunden steht das Modell in Vertex AI mit Datenschutz, Sicherheit und Governance zur Verfügung. Des Weiteren ist PaLM 2 die Grundlage für Duet AI for Google Cloud, eine generative KI-Kollaborationslösung.

Nach PaLM 2 kommt Gemini

Während Google gerade dabei ist, erste Funktionen und Produkte auf PaLM-2-Basis auszurollen, arbeitet der Konzern mit Gemini bereits am nächsten KI-Modell. Obwohl sich Gemini noch in der Trainingsphase befinde, zeige esbereits multimodale Fähigkeiten, wie sie in früheren Modellen noch realisierbar waren, so das Unternehmen. Nach Feinabstimmung und Sicherheitstests will Google Gemini wie PaLM 2 in verschiedenen Größen und Leistungsmerkmalen vermarkten.