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Internet fängt laut Zeitungsverleger Verluste nicht auf

Google soll sich Einnahmen mit Verlagen teilen

29.12.2010
Das Internet wird auch im Jahr 2011 die sinkenden Einnahmen der gedruckten Zeitungen nicht ausgleichen können.

Zwar machten einige mittlere und größere Verlagshäuser mit ihren digitalen Angeboten schon gute Umsätze und das Angebot von Bezahlinhalten für mobile Geräte wie iPad oder Smartphones werde im kommenden Jahr weiter zulegen, doch die sinkenden Einnahmen aus dem Geschäft mit der gedruckten Zeitung sind damit laut Helmut Heinen, Präsident des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger (BDZV), in absehbarer Zeit nicht zu kompensieren. Bei den Anzeigenumsätzen erwartet der BDZV für das gesamte Jahr 2010 eine "schwarze Null". Da die Zeitungen mittlerweile mehr Einnahmen aus dem Vertrieb als aus dem Anzeigensektor erwirtschaften, dürfte es bei den Gesamtumsätzen etwas besser aussehen. Für 2011 prognostiziert der Verband am Anzeigenmarkt bei den gedruckten Titeln einen geringen Zuwachs. Damit dürfte auch das Umsatzplus insgesamt 2011 etwas höher als 2010 ausfallen.

Vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Entwicklung forderte Heinen eine "höhere Flexibilität" bei den Tarifverträgen für Journalisten. Dann habe auch der Flächentarifvertrag eine Zukunft. Die Lage der Blätter sei etwa in Flensburg möglicherweise vollkommen anders als in München, in Frankfurt am Main gebe es andere Bedingungen als in Frankfurt (Oder). Tarifverträge seien eine "komfortable Mindestlösung", die den Unternehmen in schwierigen Zeiten Planungssicherheit gebe und in wirtschaftlich besseren Zeiten das "Draufsatteln" ermögliche.

"Mit Einnahmen aus Werbung allein lassen sich unsere Angebote im Internet nicht finanzieren", führte Heinen weiter aus. "Deshalb sind Bezahlinhalte notwendig." Geld lasse sich allerdings nur verdienen, wenn die Angebote der Verlage auch urheberrechtlich geschützt werden. Wer nicht nur privaten, sondern auch professionellen Nutzen aus Verlagsinhalten im Netz ziehe, solle dafür auch zahlen. Vor allem Google, das 90 Prozent der Anfragen im Netz auf sich zieht, sollte sich mit den Verlagen die Einkünfte fair teilen.

Kritisch äußerte sich Heinen zu Wikileaks. Zwar seien Journalisten immer wieder auf Quellen - auch auf geheime Quellen - angewiesen. Die Enthüllungsplattform aber nehme eine Sonderstellung ein, "weil die pure Masse der veröffentlichten Dokumente suggeriert, hier handle es sich unbedingt um "Wichtiges"", so der BDZV-Präsident. Allerdings gebe es Informationen, die bewusst nicht veröffentlicht werden, zum Schutz der Quellen oder von Menschenleben. Diese Verantwortung habe Wikileaks ausdrücklich ignoriert. "Das wird in Zukunft absehbar zu weniger Offenheit und Transparenz führen", vermutet Heinen. (dpa/hi)