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"WSJ": Aufholjagd mit Baidu

Google plant mit kostenlosem Musikangebot neuen Vorstoß in China

06.02.2008
Google will nach Medienberichten in China mit einem neuen Musikdienst die Aufholjagd gegenüber dem führenden Suchmaschinen-Betreiber Baidu starten.

Wie das "Wall Street Journal" am Mittwoch unter Berufung auf eingeweihte Kreise berichtet, steht Google kurz davor, in Zusammenarbeit mit führenden Musikkonzernen Songs zum Teil kostenlos in China anzubieten.

Bislang unumstrittener Marktführer bei der Internetsuche in China ist die im Jahr 2000 von dem chinesisch-stämmigen Unternehmer Robin Li gegründete Baidu.com. Einen großen Teil der Popularität verdankt die Suchmaschine der integrierten Musiksuche, die allerdings auch Zugang zu unlizenzierten Songs ermöglicht, womit sich das Unternehmen in eine rechtliche Grauzone begibt.

Google, weltweit größter Suchmaschinenbetreiber, könnte bereits in wenigen Wochen seinen neuen Service starten, schreibt die Zeitung. Gemeinsam mit der Pekinger Musikfirma Top100.cn wolle Google zum Teil freie MP3-Songs mit zusätzlichen Services wie dem Zugang zu Datenbanken mit ausführlichen Informationen über die Künstler sowie Angeboten für Handy-Klingeltönen anbieten. Die Musikstücke sollen mit digitalen Wasserzeichen versehen sein, so dass sich die Daten für Werbezwecke auswerten lassen. Über Werbung soll künftig das Angebot zum Teil finanziert werden. Top 100.cn verkauft derzeit Musik-Downloads für je einen Yuan (rund neun Euro-Cent).

In China ist Produkt- und Softwarepiraterie nach wie vor weit verbreitet. Das erschwert es Unternehmen erheblich, legale Angebote attraktiv zu gestalten. Nach Angaben des internationalen Phono-Verbands IFPI (International Federation of the Phonographic Industry) verstoßen 99 Prozent des Musikangebots in China gegen das Urheberrecht.

Bislang bietet Baidu.com in China in Vereinbarung mit Musik-Labels Songs per Streaming an, die sich aber nicht auf den Computer herunterladen oder kopieren lassen. Das neue Google-Angebot soll Download-Musik von drei der großen global agierenden Musikkonzerne sowie Dutzenden kleinerer Player umfassen. Davena Mok, Sprecherin von Universal Music in Hongkong, bestätigte entsprechende Gespräche gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg, äußerte sich aber nicht über weitere Details. Die EMI Group und Sony BMG sollen ebenfalls Gespräche mit Google führen. (dpa/tc)