Web

Interne Debatte

Google liebäugelt mit klassischen Werbestrategien

06.10.2008
Von pte pte
Der Internetgigant Google erwägt eine Änderung des bisher eingeschlagenen Weges in punkto Eigenwerbung.

Seit der Unternehmensgründung hat Google weitgehend auf Mundpropaganda und Kooperationen gesetzt, um seine Suchmaschine, Suchanzeigen und andere Produkte zu vermarkten. Wie das "Wall Street Journal" berichtet, sind in den vergangenen Monaten nun aber innerhalb des Konzerns Diskussionen darüber in Gang gekommen, die bisherige Ablehnung gegenüber bezahlter Werbung für das Unternehmen neu zu überdenken. Abschwächende Zuwächse und neue Produkte wie das Google-Handy, die sich immer weiter vom Kerngeschäft entfernen, haben verschiedene führende Köpfe zum Anlass genommen, für den Schritt in Richtung klassische Vermarktung wie beispielsweise TV-Spots zu argumentieren.

"Bei der Markenbekanntheit zählt Google weltweit sicherlich zu den führenden Unternehmen. Allerdings möchte man hier wohl mit klassischen Werbestrategien weitere Bekanntheit und Märkte erschließen", meint Markus Hübner, Geschäftsführer der Brand-Management Agentur Brandflow, gegenüber pressetext. Brauchen würde ein Unternehmen wie Google TV-Spots, Printanzeigen oder ähnliches aber nicht, um sich und seine Dienste zu bewerben. "Die Möglichkeiten neben einem 30-Sekunden-Spot oder Print-Kampagnen haben sich in den letzten Jahren rasant entwickelt. Google sollte daher auch verstärkt auf zeitgemäße Formen der Kommunikation setzen - etwa Viral Marketing, Crowdsourcing oder Guerilla Marketing", so Hübner weiter.

Bislang konnten sich die Verfechter klassischer Werbestrategien innerhalb von Google noch nicht durchsetzen. Allerdings lassen Gespräche des Konzerns mit großen Werbeagenturen wie Wieden + Kennedy darauf schließen, dass es Anstrengungen gibt, einzelne Produkte mit traditionellen bezahlten Kampagnen zu bewerben, heißt es aus informierten Kreisen. Darüber hinaus wagte Google im August in Japan bereits einen ersten Schritt in diese Richtung und startete eine Kampagne für verschiedene Angebote - darunter auch Gmail - die sowohl Onlineanzeigen als auch Außenwerbung umfasste. All das weise darauf hin, dass der Internetriese beginne, seine alten Werbestrategien aufzubrechen, sagt Greg Sterling, Analyst bei dem Marktforschungsunternehmen Sterling Market Intelligence.

"Eine Abkehr von der bisherigen Marketingschiene könnte unter anderem dazu führen, dass Google, das immer noch als frischer und moderner als vergleichbare Konkurrenten wie Microsoft gilt, sein Image in der Öffentlichkeit verliert", gibt Hübner auf Nachfrage von pressetext zu bedenken. Damit könnte sich das Unternehmen in den Schatten der breiten Masse begeben und sogar sein Zielpublikum verfehlen. US-Markenexperten wiederum glauben, dass es wichtig für Google sei, den klassischen Weg zu gehen. "Die Menschen nehmen den Konzern immer noch hauptsächlich als reine Internetsuchmaschine wahr", meint etwa Rita Rodriguez, Chefin von Brand Union in den USA. (pte)