Android-Smartphones, Patente, Settop-Boxen

Google kauft Motorola Mobility: Die Chancen und Risiken

16.08.2011
Von 


Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.

Motorola-Patente: Masse statt Klasse?

Während einige Marktbeobachter bereits jubeln, dass Google dank den Motorola-Patenten nun mit Android machen könne, was es will, sind andere eher skeptisch. Florian Müller vom FOSS Patents Blog etwa ist nicht so ganz davon überzeugt, dass Motorolas Patente einen wirksamen Schutzschild gegen gegenwärtige und künftige Angriffen darstellen. Er verweist darauf, dass auch Motorola Mobility bereits von Apple und Microsoft wegen Patentverletzungen verklagt wurde - die Patente hätten demnach nur eine geringe abschreckende Wirkung gezeigt.

Das Problem an den Motorola-Patenten sei laut Müller, dass es sich dabei um FRAND-Patente (Fair, Reasonable And Non-Discriminatory) handle, die sich auf geläufige Industriestandards beziehen. Diese eignen sich zwar dazu, (wenn auch geringe) Lizenzgebühren zu erheben. Als Waffe gegen Wettbewerber ließen sie sich jedoch nicht verwenden. Müller verweist in diesem Zusammenhang auf die enorme Strafzahlung von 2,5 Milliarden Dollar, die Google Motorola bei Nichtzustandekommen des Deals entrichten muss. Für ihn gibt es nur zwei Gründe, warum eine so hohe Summe vereinbart wird:

  • Der Käufer muss nicht nur sehr reich, sondern auch äußerst verzweifelt sein, um sich auf solche Konditionen einzulassen.

  • Der Verkäufer muss zwingende Bedenken haben, dass der Deal vielleicht nicht zustande kommen könnte.

Möglicherweise, so spekuliert Müller, stand Motorola Mobility im Zuge der schwebenden Patentrechtsklagen durch Apple und Microsoft so unter Druck, dass Google einschreiten musste, um ein Umkippen des OEM-Partners zu vermeiden. Solange die Übernahme noch laufe, habe Motorola nicht das Recht, den Rechtsstreit beizulegen.

Müllers Befürchtung: Anstatt durch die Motorola-Patente beschützt zu werden, würden die übrigen Android-Hersteller mit dem Kauf womöglich sogar deklassiert. So bezweifelt Müller mit Blick auf vorangegangene Ereignisse, dass Google Motorola Mobility und andere OEM-Partner gleichbehandeln würde. Prinzipiell sei die Vorstellung unrealistisch, dass es eine chinesische Mauer innerhalb von Google-Motorola geben könne.