Rückendeckung für Android

Google kauft Motorola-Mobilfunksparte

15.08.2011
Für 12,5 Milliarden Dollar übernimmt Google Motorolas Mobilfunksparte, um seine von Patentklagen belagerte Android-Plattform zu stärken.

Der Suchmaschinenkonzern Google greift für den Zukauf von Motorola Mobility tief in die Tasche: Die 40 Dollar pro Aktie in bar sind ein stolzer Aufpreis von 63 Prozent auf den Schlusskurs vom vergangenen Freitag. Der Kaufpreis läge damit umgerechnet bei rund 8,8 Milliarden Euro. Es wäre die größte Übernahme in Googles Firmengeschichte.

Mit dem Mega-Deal würden alle Mobilfunkpatente von Motorola bei Google landen. Und da Motorola vor knapp 30 Jahren das erste kommerziell verfügbare Mobiltelefon auf den Markt gebracht hat, dürfte allein dieses Portfolio Milliarden wert sein. Der Motorola-Coup heizte sofort die Fantasien der Finanzmärkte an und trieb die Aktien von weiteren möglichen Übernahme-Kandidaten wie Nokia und RIM (Blackberry) in die Höhe.

Der Zukauf werde dem Android-Ökosystem einen kräftigen Schub geben, versprach Google-Chef Larry Page. Der Mobilfunk-Pionier Motorola spielt schon seit Jahren keine führende Rolle in der Branche, verfügt aber über eines der umfangreichsten Patent-Arsenale. Vor wenigen Wochen hatte Google den Bieterwettstreit um das Patent-Portfolio des gescheiterten Mobilfunk-Ausrüsters Nortel an Rivalen um Apple und Microsoft verloren.

Mit Motorola wechselt in der Tat eine Patent-Schatztruhe den Besitzer. "Wir haben 17 000 erteilte Patente und 7000 Patentanträge, betonte Sanjay Jha, CEO von Motorola Mobility, bei der Vorstellung der jüngsten Finanzzahlen seines Unternehmens.

Motorola-Patente als Verhandlungsmasse

Android ist aktuell einer Reihe von Patentklagen von Konkurrenten ausgesetzt. Besonders brenzlich wurde zuletzt die Auseinandersetzung mit dem Software-Riesen Oracle, der bei Android eine Verletzung von Patenten für die Programmiersprache Java sieht und Milliarden als Entschädigung haben will.

Ein Problem von Google ist dabei, dass der Internet-Konzern relativ neu im Mobilfunk-Geschäft ist und nicht über ein eigenes starkes Patent-Portfolio verfügt. Die Patente des Handy-Erfinders Motorola könnten Verhandlungsmasse liefern, um mit klagewilligen Rivalen zu einer Einigung zu kommen.

Der Zukauf von Motorola werde das Patent-Portfolio von Google stärken, schrieb denn auch Page selbst in einem Blogeintrag. "Das wird es uns ermöglichen, Android besser vor wettbewerbsfeindlichen Bedrohungen von Microsoft, Apple und anderen Unternehmen zu schützen", betonte er.

Was wird aus den Android-Partnern?

Der Deal muss noch von den Wettbewerbshütern genehmigt werden und soll Ende 2011 oder Anfang 2012 abgeschlossen werden. Das Geschäft dürfte eine besondere Aufmerksamkeit der Kartellwächter auf sich ziehen, die Google bereits zuvor genauer unter die Lupe genommen hatten. Das Geschäft mit Android gehöre dabei zu den zentralen Ansatzpunkten, berichtete kürzlich das "Wall Street Journal".

Motorola Mobility solle als eigenständiger Konzernteil agieren, betonte Google. Man werde mit allen anderen Android-Partnern weiterarbeiten. Eine Frage ist, ob der Deal das Verhältnis zu anderen großen Android-Herstellern wie HTC oder Samsung strapazieren könnte.

Der Motorola-Konzern war vor einiger Zeit aufgespaltet worden. Die traditionsreiche Mobilfunksparte wurde dabei vom restlichen Geschäft etwa mit Settop-Boxen abgetrennt und Anfang des Jahres an die Börse gebracht. Die vergangenen Jahre waren für das Handy-Geschäft von Motorola eher wechselhaft. Unter dem Druck asiatischer Konkurrenten wie Samsung oder LG schwand der Anteil am Mobilfunk-Markt schnell und lag zuletzt nur noch bei 2,4 Prozent. Besser schlägt sich Motorola im boomenden Smartphone-Markt, wo der US-Konzern auf die Android-Plattform setzt. (dpa/wh)

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