Datenvisualisierung für 2,6 Milliarden Dollar

Google kauft Analytics-Spezialisten Looker

07.06.2019
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Mit der Übernahme von Looker will Google seine Cloud-Infrastruktur für Unternehmenskunden attraktiver machen und so den Vorsprung von AWS und Microsoft verkürzen.

Google hat angekündigt, das auf Analytics und Datenvisualisierung spezialisierte Startup Looker zu kaufen. Der Preis liegt bei 2,6 Milliarden Dollar in bar. Beide Unternehmen arbeiten bereits eng zusammen und zählen rund 350 gemeinsame Kunden, darunter klangvolle Namen wie Buzzfeed und Yahoo. Die Zustimmung der Aufsichtsbehörden vorausgesetzt, soll der Deal noch im Laufe dieses Jahres abgeschlossen werden.

Die beste Datenanalytik nutzt wenig, wenn die Ergebnisse nicht aussagekräftig visualisiert werden.
Die beste Datenanalytik nutzt wenig, wenn die Ergebnisse nicht aussagekräftig visualisiert werden.
Foto: agsandrew - shutterstock.com

Das Geschäft trägt die Handschrift des seit Ende vergangenen Jahres amtierenden Google-Cloud-Chefs Thomas Kurian, der von Oracle gekommen war. "Mit der Kombination entsteht eine End-to-End-Analytics-Plattform, auf der sich Daten aus der Google-Cloud, AWS, Azure sowie On-premise-Datenbanken und Anwendungssoftware sammeln, verknüpfen, analysieren und visualisieren lassen", beschrieb Kurian seine Erwartungen. Google hatte in den zurückliegenden Jahren nicht mit größeren Akquisitionen von sich Reden gemacht. Zuletzt übernahm der Internet-Konzern 2016 den auf das API-Management spezialisierten Anbieter Apigee für 625 Millionen Dollar.

Der von Oracle gekommene Thomas Kurian soll Googles Cloud-Geschäfte mit Business-Kunden in Schwung bringen.
Der von Oracle gekommene Thomas Kurian soll Googles Cloud-Geschäfte mit Business-Kunden in Schwung bringen.
Foto: google

Looker wurde 2012 gegründet. Das im kalifornischen Santa Cruz beheimatete Unternehmen beschäftigt derzeit über 600 Mitarbeiter und hat gut 1600 Kunden. Insgesamt hatte das Startup in den vergangenen Jahren rund 280 Millionen Dollar Venture Capital eingesammelt. Zuletzt war Looker im Rahmen einer Finanzierungsrunde in Höhe von über 100 Millionen Dollar mit etwa 1,6 Milliarden Dollar bewertet worden.

Looker will Anwendern mit seiner Plattform ein Werkzeug an die Hand geben, mit dem sie Daten aus unterschiedlichen Quellen sammeln verknüpfen und analysieren sowie die Ergebnisse visualisieren können, beschreibt CEO Frank Bien seinen Ansatz. Angesichts der vielen unterschiedlichen Tools für Datenaufbereitung, -analyse und -visualisierung, die Nutzer erst aufwendig zu einer Gesamtlösung zusammenbauen müssten, sei die Zeit reif für eine zentrale Plattform.

Gute Noten für Business Benefits und Self Service

Dreh- und Angelpunkt der Looker-Lösung ist eine Art Metadaten-Layer, über den Anwender auf Daten zugreifen können. Per Drag- and-Drop können Nutzer Ad-hoc-Analysen auf bestimmten Datenquellen konfigurieren. Die besondere Stärke von Looker liege in den eingebetteten Nutzungsszenarien sowie der Möglichkeit, interaktive Visualisierungen erstellen zu können, schrieben die Analysten des Business Application Research Center (BARC) in ihrem BI Survey 2018. Im Rahmen der Anwenderumfrage erzielte Looker Bestnoten in den Bereichen "Self Service" und "Business Benefits".

Unter dem Dach von Google will Bien seine Lösung weiter skalieren. Über die Google Cloud Platform biete sich eine deutlich höhere Reichweite für die eigenen Lösungen. "Jetzt haben wir mehr Reichweite, mehr Ressourcen und die besten Köpfe in den Bereichen Analytik und Cloud Infrastructure", freut sich der Looker-Chef.

Frank Bien, CEO von Looker, freut sich über mehr Reichweite, mehr Ressourcen und die besten Köpfe in den Bereichen Analytik und Cloud Infrastructure.
Frank Bien, CEO von Looker, freut sich über mehr Reichweite, mehr Ressourcen und die besten Köpfe in den Bereichen Analytik und Cloud Infrastructure.
Foto: Looker

"Der Markt für Datenanalyse wächst unglaublich schnell, da Unternehmen alle ihre Daten nutzen wollen, um fundiertere Entscheidungen zu treffen", sagte Frank Gens, Senior Vice President & Chief Analyst von IDC. Google Cloud sei einer der Marktführer im Data-Warehouse-Markt. Mit der Übernahme von Looker sei der Internet-Konzern in der Lage, besser auf die Anforderungen von Unternehmenskunden einzugehen. Derzeit liegt Google auf Platz drei im weltweiten Markt für Infrastructure as a Service (IaaS) und bemüht sich, den Abstand auf die Marktführer Amazon Web Services (AWS) und Microsoft Azure zu verringern. Die Akquisition von Looker könnte dabei hilfreich sein.