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Eric Schmidt im "WSJ"

Google geht im Streit mit Printmedien in die Offensive

04.12.2009
Im Streit um die kommerzielle Verwertung von Zeitungs- und Medieninhalten im Internet geht Google in die Offensive.
Google-Chef Eric Schmidt
Google-Chef Eric Schmidt
Foto: Google

Der Suchmaschinenspezialist wehrt sich gegen die Rolle des Sündenbocks, kommt den Verlagen aber zugleich weiter entgegen. Das Internet habe die traditionellen Print-Medien und Zeitungsverlage auf vielfältige Weise unter massiven Druck gesetzt, konstatiert Google-Chef Eric Schmidt in einem Beitrag im "Wall Street Journal" am Donnerstag. Doch genauso wie das Video nicht das Radio vernichtet habe, werde das auch das Internet Nachrichten-Anbieter nicht zerstören. Das Netz werde vielmehr ein neues, digitales Geschäftsmodell fördern.

"Frustrierte Zeitungs-Chefs mit ihren schwindenden Umsätzen und verminderten Ressourcen" suchten derzeit im Internet lediglich nach einem Schuldigen, sagte Schmidt. Viele führende Manager konzentrierten ihren Ärger derzeit auf Google und unterstellten dem Unternehmen, alle Vorteile abzuschöpfen, ohne etwas davon abzugeben. "Die Fakten, glaube ich, legen etwas anderes nahe." Erst am Mittwoch hatte Google Nachrichtenlieferanten neue Möglichkeiten vorgestellt, ihre Angebote künftig auch kostenpflichtig bei Google News zu listen.

Die Debatte um die Ursachen der Medienkrise und die "Kostenloskultur" im Internet wird derzeit immer heftiger geführt. Der mächtige US-Medienmogul Rupert Murdoch hatte vor allem Google als Mitverantwortlichen für die Medienkrise gebrandmarkt. Zuletzt hatte Murdoch immer wieder öffentlich über seine Pläne gesprochen, Nachrichten künftig im Internet nur noch gegen Bezahlung anzubieten. Zuletzt waren Gespräche bekanntgeworden, in denen Murdoch, dem unter anderem auch das "Wall Street Journal" gehört, gegen Google einen Pakt mit Microsoft und dessen neuer Suchmaschine Bing schließen wollte.

Den Vorwurf, dass Google auf dem Rücken der Zeitungen Profit im Netz mache, wies Schmidt zurück. Google mache seine Suchmaschinen-Umsätze in erster Linie mit Werbung für Produkte. "Der Umsatz, der über Anzeigen generiert wird, die neben den Suchtreffern von Nachrichten eingeblendet werden, macht einen kleinen Anteil unserer gesamten Umsätze aus."

Bing zahlt nicht für Exklusiv-Medieninhalte

Microsoft setzt im Kampf gegen Google nicht auf Exklusivverträge mit Verlagen und Medienhäusern. Dies stellte der Vizepräsident für Onlinedienste, Satya Nadella, auf einer Pressekonferenz in San Francisco klar, wie US-Medien am Donnerstag (Ortszeit) berichteten. In der vergangenen Woche war durchgesickert, dass der Medienkonzern News Corp von Rupert Murdoch mit Microsoft darüber verhandelt, Medieninhalte exklusiv über die Microsoft-Suchmaschine Bing im Netz verfügbar zu machen und sie bei Google zu sperren.

"Darauf konzentrieren wir uns keineswegs", sagte Nadella. "Wir sind generell nicht darauf aus, Nicht-Google-Inhalte zu bekommen." Er ergänzte, es würde Microsoft und Bing langfristig nicht nutzen, wenn der Konzern darauf setze, Informationen von Google fernzuhalten. Allerdings äußerte sich Nadella nicht direkt zu den Gesprächen mit der News Corp. Fakt ist, dass Bing mit rund zehn Prozent Marktanteil im US-Suchmaschinenmarkt deutlich hinter Marktführer Google (etwa 65 Prozent) hinterherhinkt, Yahoo! hat rund 18 Prozent. Mit exklusiven Inhalten könnte Bing möglicherweise etwas vom Google-Kuchen abschneiden. (dpa/tc)