Analyst kommt Geheimprojekt auf die Schliche

Google fertigt eigene 10-GbE-Switches

19.11.2007
Weil der Internet-Riese für seine Rechenzentren keine kommerziellen Lösungen fand, die seinen Anforderungen in punkto Energieeffizienz und Preis entsprachen, hat Google einem Blog-Eintrag zufolge heimlich eigene 10-Gigabit-Ethernet-Switches entwickelt.

Die selbstgebauten High-Speed-Switches sind Teil von Googles Bemühungen, sicherzustellen, dass Dienste – Suchergebnisse, Werbebanner, E-Mails etc – nur mit geringer Verzögerung ausgeliefert werden.

Andrew Schmitt von Nyquist Capital kam Google auf die Spur, als er den Käufer eines großen Postens von optischen Komponenten für 10 GbE (SFP+-Transceiver) ausfindig machen wollte. Gespräche mit verschiedenen Carriern, Netzausrüstern und Komponentenherstellern überzeugten ihn letztendlich in der Auffassung, dass Google eigene 10GbE-Switches für den Server-Interconnect mit seinen Rechenzentren entworfen, gebaut und installiert habe.

Der Fall erinnert an Googles Initiative, aus Billighardware ein eigenes Gridsystem zu bauen (Computerwoche.de berichtete). Der Suchriese erkannte damals, dass er wegen seiner speziellen Anforderungen eigene Computer bauen konnte, die günstiger sind und weniger Energie verbrauchen als marktübliche Geräte. Die Entscheidung hatte Auswirkungen auf die spätere Serverarchitektur und beeinflusste den Schwenk des Marktes zu energieeffizienten Lösungen, wie sie Sun, Intel und AMD heute anbieten. Eine ähnliche Entwicklung könnte sich nun im Enterprise-Switching-Markt anbahnen – angesichts des Mangels an kostengünstigen 10GbE-Switches ist es kein Wunder, dass Google erneut eine eigene Lösung angestrebt hat.

Aus technischer Sicht ist an Googles Ansatz interessant, dass die Company traditionelle optische Standards für 10GBASE gemieden hat und stattdessen Lösungen einsetzt, die besser ihren Anforderungen hinsichtlich Time-to-Market, Energieverbrauch und Port-Dichte sowie Kosten entsprechen, urteilt Schmitt. Am nächsten komme der Google-Lösung ein System von Arastra, das auf dem Quasi-Standard 10GBASE-CR aufsetzt. Interessanterweise wurde Arastra von Sun-Mitbegründer Andreas von Bechtolsheim ins Leben gerufen und finanziert, einem engen Bekannten von Google-CEO (und Ex-Sun-Manager) Eric Schmidt. Angesichts dieser Beziehungen wäre es demnach nicht überraschend, wenn Arastra kommerzielle Produkte auf dieser Technik hervorbringt und letztendlich Hoflieferant für Google wird, glaubt Schmitt. (mb)