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Google eröffnet Videoladen im Internet

09.01.2006
Wie bereits vermutet wurde, hat der Suchmaschinenanbieter eine Vertriebsplattform für digitale Videoinhalte ins Netz gestellt. Was dort verkauft wird und zu welchem Preis, bestimmen die Content-Anbieter.

Der neue Service "Google Videostore" erlaubt es Kunden, Videos von CBS Broadcasting und der National Basketball Association (NBA) über die Website zu laden. Dabei agiert Videostore wie ein Marktplatz, Google tritt also nicht als Wiederverkäufer auf, sondern betreibt eine Plattform, über die Inhalteanbieter ihre Produkte zum Download oder zum Verleih feilbieten können.

Zu den bisher verfügbaren Filmen zählen Serien wie "CSI" und "Survivor", die der Online-Kunde für knapp zwei Dollar erwerben kann, nachdem sie im Fernsehen gelaufen sind. Die NBA stellt Mitschnitte von Spielen für rund vier Dollar pro Stück zur Verfügung. Weitere Firmen, die Google Videoladen nutzen möchten, sind unter anderem Sony BMG und Fashion TV.

Darüber hinaus hat das Unternehmen mit "Google Video Player" eine Software vorgestellt, mit der Anwender die Videos am Rechner abspielen können.

Video-Funktionen hatte Google schon zuvor entwickelt, diese beschränkten sich jedoch auf die Suche nach TV-Shows sowie den Upload eigener Videos durch Surfer (siehe Google bastelt an Suchmaschine für Videos im Web). Diese Features wird es auch weiterhin geben.

Chiphersteller Intel arbeitet daran, die über Google erhältlichen Videos mit der eigenen "Viiv"-Technik anzuzeigen. Auf diese Weise könnten sie auch auf entsprechend ausgestatteten Fernsehern und portablen Abspielgeräten betrachtet werden.

Der Vertrieb von Videos ist auch für den neuen Partner AOL von Interesse, an dem sich Google Ende 2005 beteiligt hatte (siehe Update: AOL und Google schließen Partnerschaft). Die AOL-Mutter Time Warner verfügt über Fernsehsender, deren Inhalte sich ebenfalls für den Online-Vertrieb eignen.

Google nutzte die bereits zu Ende gegangene International Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas, um das System vorzustellen. Zuvor waren bereits Details zu der Ankündigung durchgesickert (siehe CES: Google will Videos verkaufen).

Neben dem Videostore zeigte das Unternehmen ein gemeinsam mit Volkswagen entwickeltes Gerät, das die Software "Google Earth" für das Armaturenbrett des Autos nutzbar macht. Das Programm stellt mit Satellitenbildern hinterlegte Karten zur Verfügung. Ferner präsentierte die Firma eine neue Variante der lokalen Suche für mobile Endgeräte ("Google Local"), die beispielsweise mit den "Blackberry"-Geräten von RIM zusammenarbeitet.

Mit einem Softwarepaket ("Google Pack") stellt Google eine Sammlung von Programmen für den PC unter Windows XP im Web zur Verfügung. Dazu zählt der Firefox-Browser, ein Antiviren-Werkzeug von Symantec, ein Anti-Spyware-Programm von Lavasoft, der "Adobe Reader" sowie die Google-eigenen Tools "Google Desktop" und "Toolbar". Zwar können Anwender diese Produkte auch einzeln und von den Sites der jeweiligen Anbieter beziehen, doch soll sich diese Programmsammlung einfacher installieren lassen.

Möglicherweise wird sich künftig auch die mit Microsofts "Office" konkurrierende Suite "Open Office" dazugesellen. Ferner denkt man daran, PC-Hersteller dazu zu gewinnen, neue Rechner mit Google Pack auszustatten.

Google versucht auf diese Weise, weiter in Microsofts Domäne einzudringen und seine Bedeutung auf dem Desktop auszubauen. Auch der Softwarekonzern bietet Sicherheitsprogramme an. Und bekanntlich werden neue PCs in aller Regel mit Microsoft-Produkten ausgeliefert.

Microsoft versucht mit dem "Live"-Portal dem Beispiel von Google zu folgen und reichhaltige Funktionen Online zur Verfügung zu stellen, die sich über Werbung finanzieren sollen (siehe "Live": Microsoft will mehr vom Online-Werbekuchen und Microsoft liefert Betafassung von Live Mail und Onecare Live). Experten erwarten, dass "Vista", Microsofts kommendes Betriebssystem, eng mit diesem Portal verknüpft sein wird. (fn)