Zukauf erlaubt getrennte Rechnungen

Good Technology vereinfacht ByoD-Szenarien

22.10.2014
Von 


Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Um Firmen den Einsatz von ByoD- oder COPE-Szenarien zu vereinfachen, hat der Enterprise-Mobility-Spezialist Good Technology nun für 8,3 Millionen Dollar den SaaS-Anbieter Macheen übernommen. Dessen Cloud-Dienst ermöglicht die filigrane Aufteilung der Mobilfunkkosten nach privater oder beruflicher Nutzung der Endgeräte.
Das Macheen-Prinzip: Verbindungen zu Salesforce.com & Co. sind beruflich, Facebook und Skype eher privater Natur.
Das Macheen-Prinzip: Verbindungen zu Salesforce.com & Co. sind beruflich, Facebook und Skype eher privater Natur.
Foto: Macheen

Neben diversen anderen Schwierigkeiten stellen auch die Mobilfunkverträge ein gewisses Problem in Mobility-Szenarien dar, in denen Endgeräte privat und beruflich genutzt werden. So sorgte etwa Mitte August ein Gerichtsurteil in den USA für Schlagzeilen (PDF), wonach Unternehmen bei der beruflichen Nutzung privater Mobiltelefone von Mitarbeitern einen Teil der anfallenden Kosten übernehmen müssen. Dabei spielt es keine Rolle, ob der Nutzer pro Verbindung zahlt oder eine Flatrate besitzt. Auch wenn sich das Urteil nur auf Telefonate bezog, befürchteten einige Marktbeobachter wegen steigender Kosten und potenzieller Klagen Konsequenzen für den aktuellen ByoD-Boom in den USA.

Mit dem Kauf von Macheen versucht der kalifornische Enterprise-Mobility-Spezialist Good Technology nun das Problem in seinen Lösungen zu adressieren: Das 2010 gegründete Unternehmen aus Austin, Texas, betreibt eine Cloud-Plattform, die auf die Mobilfunkverträge von verschiedenen Carriern aufsetzt und es Unternehmen erlaubt, die auftretenden Kosten für Mobilfunk oder WLANs direkt mit speziellen Anwendungen zu assoziieren.

Die Cloud-Plattform von Macheen setzt auf die Mobilfunkverträge mit Carriern auf.
Die Cloud-Plattform von Macheen setzt auf die Mobilfunkverträge mit Carriern auf.
Foto: Macheen

So kann eine Firma etwa allen Vertriebsmitarbeitern uneingeschränkten Zugriff auf E-Mail, Salesforce.com und anderen geschäftlich relevanten Diensten einräumen. Alternativ ist es möglich, dass diese pro Monat ein bestimmtes Guthaben für andere Aktivitäten - also die private Nutzung - erhalten. Die Technik von Macheen erlaubt es dabei, diverse Policies anzuwenden, etwa die Verwendung auf eine spezielle Zeit oder einen Ort zu reglementieren. Daneben gibt es noch andere Nutzungsszenarien, Lenovo etwa bietet den Macheen-Service unter dem Label "Lenovo Mobile Access" als vertragsfreien Mobilfunkzugang für seine Thinkpad-Reihe an.

Good gab die Übernahme von Macheen im Rahmen eines überarbeiteten Börsenprospekts bekannt. In den Papieren erlaubte der EMM-Spezialist auch einen tieferen Einblick in seine Finanzen: Demnach konnte die Company im ersten Halbjahr 2014 ihre Einnahmen gegenüber dem Vorjahr um 46 Prozent auf 97,8 Millionen Dollar steigern konnte, während der Nettoverlust gleichzeitig um 23 Prozent auf 49,6 Millionen Dollar zurückging. Insgesamt hatte das Unternehmen in den vergangenen drei Jahren durchgängig rote Zahlen geschrieben und ist nach wie vor auf Investoren angewiesen. Erst kürzlich erhielt Good eine neue Finanzspritze in Höhe von 80 Millionen Dollar.

Good Technology ist nicht der einzige EMM-Spezialist, der nun das Billing-Problem in ByoD-Szenarien adressiert. Erst kürzlich erwarb etwa Wettbewerber Blackberry mit Movirtu eine Virtual SIM-Plattform, die auf einem einzelnen mobilen Endgerät die Verwendung einer berufliche und einer private Nummer erlaubt - mit jeweils separater Rechnung für die Nutzung von Telefonie, Daten und SMS. Auch die Marktforscher von Gartner prognostizieren in ihrem Magic Quadrant für Enterprise Mobility Managment 2014, dass das Thema Telecom Expense Management wieder stärker in den Fokus gerät.