Gnadenbrot

25.10.1985

Endlich wußte der DV-Mann, wer er war, wieviel er für sein Know-how auf der /38 per anno in Süddeutschland verlangen konnte und daß er für den Big Boß ein ganz unentbehrliches Mitglied der ehrenwerten Inhouse-Insider-Gesellschaft war, da kommt die Horror-Nachricht: DV-Fossilien jenseits der 45 sind ihr Geld nicht mehr wert, dürfen sich noch über einen Beratervertrag freuen.

War da nicht vor Jahresfrist erst der unaufhaltsame Aufstieg in Vorstandsetagen prophezeit worden, selbstverständlich verbunden mit einem neuen Titel: Manager of Informations, Member of the Board, wenn nicht Chairman? Wer den süßen Tönen nach dem Muster von "Wer immer strebend sich bemüht . . . " zu lange mit Blickrichtung Wolkenkuckucksheim gelauscht hat, der konnte natürlich nicht das Gras wachsen hören, das jetzt angeblich den jungen Wirtschaftsinformatikern so grün sein soll.

"Wissen ist Macht - nichts wissen macht auch nichts" scheint der neue Refrain.

Aus der Traum, nun, nachdem der State of the Art gerade zur Alltagsroutine geworden wäre, auch einmal an Lebenskunst zu denken. Topdown-Methode, ja, aber. Denn auch das Informationsmanagement ist teil- und beherrschbar. Die jungen Theoretiker in den Fachabteilungen als Schnittstellen, sprich: Doppelagenten, installiert, werden die alte Praxis schon paralysieren. Womit sich das Machtproblem erledigt hätte und die Gentlemen in den Vorstandsetagen wieder unter sich bleiben könnten. Das dort gepflegte Informationsmanagement hat mit Informatik sowieso nichts zu tun, dafür aber mit Macht und Wissen. "Nichts wissen macht auch nichts" bleibt die Methode der Wahl zur Ertüchtigung der Bottom-up-Motivierten.