Kooperative Forschung durch Entwicklung:

GMD jetzt aktiv im Informations-Management

20.11.1987

In ihrer vor kurzem neu eingerichteten Forschungsstelle für Informationswirtschaft in Köln hat die Gesellschaft für Mathematik und Datenverarbeitung erstmals einen Forschungsbereich für Informations-Management eingerichtet.

Die GMD, deren Aktivitätsschwerpunkte bisher weitgehend in der Informatik-Grundlagenforschung (Netztheorie, Berechnungsverfahren, Rechnerarchitekturen, Softwarekonstruktionstechniken etc.) lagen, verstärkt damit ihr Engagement in Richtung anwendungsorientierter Forschung. Neben dem Thema "Informations-Management" werden in der Kölner Forschungsstelle Struktur und Entwicklungstendenzen des Informationsmarktes sowie Einsatzmöglichkeiten hochentwickelter Expertensysteme im Dienstleistungsbereich untersucht.

Der Forschungsbereich für Informations-Management sieht seine Aufgabe in der Entwicklung von innovativen und problemadäquaten Konzepten und Verfahren. Mit ihnen sollen Unternehmungen und Behörden der Übergang von der Monokultur dedizierter Großrechneranwendungen zur parallelen und integrierten Nutzung des gesamten Spektrums der heute verfügbaren informations- und kommunikationstechnologischen Infrastrukturen (Großrechner, Geräte und Software der individuellen Datenverarbeitung, Kommunikationstechnologien) erleichtert werden.

Partner aus der Praxis

Die Arbeiten zielen dabei in zwei Richtungen:

- Der Einsatz von Arbeitsplatzrechnern und Bürokommunikationstechniken in Großrechnerumgebungen wirft erhebliche Probleme im Management des Technikeinsatzes auf. Gefordert ist zudem eine tiefgreifende Umorientierung des herkömmlichen DV-Denkens. Zur Lösung der Probleme sind verschiedene Maßnahmen zu konzipieren und zu realisieren, die sich von der stärkeren Berücksichtigung der Informations- und Kommunikationstechniken auf unternehmungsstrategischen Ebenen über Reorganisationsansätze in der DV-Abteilung, der Systementwicklung und den Benutzerbereichen bis zu einer Abklärung der Bewertungsmethoden für relativ nutzungsoffene Technologien erstrecken.

- Konkrete Anwendungskonzepte, die festlegen, wie die erweiterten technikgestützten Informationshandhabungsmöglichkeiten genutzt werden können, sollten sich auf systematische und weitgehend technologieunabhängige Informationseinsatz- und -versorgungskonzepte stützen. Solche Konzepte betreffen sachlich-inhaltliche Fragen der Informationsbeschaffung, -verteilung und -verwendung. Die hierzu erforderlichen Überlegungen fallen - anders als das Management des Technikeinsatzes - in stärkerem Maße unmittelbar in die Zuständigkeit der Fachabteilungen. Informations-Management im Sinne eines Managements der Informationsversorgung muß deshalb auf verschiedenen Ebenen und in allen wesentlichen Bereichen wahrgenommen werden.

Mit ihrer Arbeit will die GMD Gruppe, die sich zunächst aus drei Wissenschaftlern zusammensetzt, einen Weg der kooperativen Forschung durch Entwicklung beschreiten. In Zusammenarbeit mit interessierten Partnern aus der Praxis sollen fortschrittliche Nutzungskonzepte sowie neuartige methodische Instrumente und organisatorische Strukturen der Systementwicklung und des Systemmanagements erarbeitet und getestet werden. Bei der GMD bestehen für eine solche Kooperation vielfältige vertragliche Gestaltungsmöglichkeiten. Sie bieten einerseits den Partnern aus der Praxis, bei denen ein Interesse an innovativen Problemlösungen vorausgesetzt wird, für ihre eigenen Problemstellungen konzeptionelle Leistungen und fachliche Beratung. Andererseits wollen sie die Betreuung von Forschungsabsichten sicherstellen, die über den Einzelfall hinausreichen.

Im Forschungsbereich "Informations-Management" befinden sich gegenwärtig unter anderem Projekte zu folgenden Themen in einer vorbereiteten Sondierungsphase:

- Nutzungsmöglichkeiten von externen Fachinformationsbanken (insbesondere im Anlageberatungs- und Publikationsbereich),

- intelligente Archiv-Unterstützung im Pressebereich,

- Informationsversorgungskonzepte in Kreditinstituten,

- Voraussetzung der strategischen Planbarkeit des betrieblichen Informationstechnologieeinsatzes,

- Reorganisation des DV-Bereiches unter dem Druck parallel eingesetzter informationstechnologischer Infrastrukturen,

- erhebungsmethodische und gestaltungsorientierte Verbesserung der Verfahren zur Kommunikationsanalyse,

- Wirtschaftlichkeitsbeurteilung nutzungsoffener Büroanwendungs- und Bürokommunikationssysteme,

- horizontale und vertikale Aufgabenintegration im Bürobereich,

- Organisationsformen der Benutzerschulung zur selbständigen Verwendung von Büroanwendungs- und Bürokommunikationssystemen.

Informationen: Dr. Michael Wollnik, Forschungsstelle für Informationswirtschaft, GMD, Schönhauser Straße 64, 5000 Köln 51, Telefon 02 21/3 76 73 42.