Die Wirtschaft soll zum Anwendungsfeld werden:

GMD drängt auf den freien Software-Markt

29.09.1978

BONN - Die "Überprüfung des Standorts", den das Vorstandstrio der Bonner Gesellschaft für Mathematik und Datenverarbeitung (GMD) zum zehnjährigen Bestehen der Gesellschaft vorgenommen hat, ließ beim "dritten Schloßtag" der GMD vor allem die Gäste aus der Software-Wirtschaft aufmerksam zuhören. Denn: "Die Wirtschaft muß ein Anwendungsfeld der GMD werden", und dazu will die GMD "mit Softwarehäusern die Zusammenarbeit in der Vertriebsfrage verstärken", so kam es gleichlautend von Professor Dr. Fritz Krückeberg und Dipl.-Kfm. Friedrich Winkelhage zur neuen Strategie.

Die GMD hat 1977 rund 12 Millionen Mark Einnahmen erzielt und damit 23 Prozent ihrer Betriebsmittel decken können. Jetzt sucht sie Partner, mit denen sie zusammenarbeiten kann und "die als Kunden unsere Lösungen akzeptieren" (Winkelhage). Es sei zwar nicht geplant, die bei einer Großforschungsgesellschaft vorhandene Kapazität in den Vertrieb zu konzentrieren, aber sie will doch versuchen, "daß das bei uns gesammelte Wissen für den Anwender nutzbar gemacht Wird".

In einem Interview mit der COMPUTERWOCHE stellten Krückeberg und klar, daß sie dabei keine Konkurrenz-Situation zu den Software-Anbietern der Wirtschaft aufbauen wollten. Aber einmal habe die GMD die Chance, "Dinge auszusprechen, die anderswo aus Marktrücksichten nicht gesagt werden könnten", und deshalb wolle man die "eingefahrenen Pfade" auch mal verlassen.

Die Bedenken der Softwarehäuser: Die vom Bund (90 Prozent) und Land Nordrhein-Westfalen (10 Prozent) getragene Großforschungsgesellschaft könnte ihre Dienstleistung zu "Sonderpreisen" oder kostenlos auf dem Markt anbieten. Krückeberg: "Wir streben Vertragsverhältnisse an, in denen Geld fließt. Es gibt aber auch Phasen, in denen das GMD-Interesse so stark ist, daß sie als Kooperations-Verträge gestaltet werden."