Europas größtes IT-Forschungszentrum entsteht

GMD-Aufsichtsrat stimmt Fusion mit der Fraunhofer-Gesellschaft zu

14.04.2000
MÜNCHEN (CW) - Der Aufsichtsrat der GMD-Forschungszentrum Informationstechnik GmbH hat sich für eine Fusion mit der Fraunhofer-Gesellschaft (FhG) ausgesprochen. So soll die größte europäische IT-Forschungsstelle mit mehr als 2500 Mitarbeitern entstehen.

Mit seinem Plädoyer kommt der Aufsichtsrat einer Empfehlung von Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn nach, die durch den Zusammenschluss eine erhebliche Stärkung der deutschen Forschung auf dem Gebiet der Informationstechnik erwartet.

Das Votum gilt als klarer Erfolg der Ministerin, die die Fusion vorangetrieben hatte. Ursprünglich sollten die Forschungsstätten ab Anfang nächsten Jahres fusionieren, jetzt soll es Anfang 2002 werden. Ein Streit über die Zukunft der von der GMD betriebenen Grundlagenforschung hatte im März zu einem Stillstand der Fusionsgespräche geführt. Institutsleiter der GMD sagten Treffen mit ihren FhG-Kollegen ab, auf denen die Ausgestaltung des Zusammenschlusses beraten werden sollte. Der GMD-Betriebsrat hatte ebenfalls im März das Scheitern der Fusion mitgeteilt.

Für schlechte Stimmung bei den GMD-Mitarbeitern sorgte FhG-Präsident Hans-Jürgen Warnecke, als er in einem Interview ankündigte, dass die GMD ab dem Jahr 2001 in ihrer jetzigen Form nicht mehr existieren werde und dass bis 2004 die Arbeitsweise der GMD an die der FhG angepasst werde. Die anwenderorientierte FhG will eine Sonderrolle der GMD nicht akzeptieren.

Bis September muss die Kooperation stehenGMD-Chef Dennis Tsichritzis gibt sich konziliant: "Wir waren von Anfang an für die Fusion." Das Zusammengehen könne die GMD in der Auftragsforschung, der Stärke der FhG, weiterbringen. Die Fraunhofer-Gesellschaft könne ihrerseits ihre Forschung für neue Märkte ausbauen.

Bis kommenden September sollen nun die Aufsichtsratsgremien von FhG und GMD ein Kooperationsmodell entwickeln, das "an die Stärken der beiden Institute anknüpft". Immerhin bis 2004 sei die Grundfinanzierung der GMD, die zu 70 Prozent der Staat bestreitet, gesichert. Danach müsse sich die GMD genauso wie derzeit die FhG zu rund 60 Prozent aus Drittmitteln finanzieren.