RWE-Beteiligung fraglich geworden

Gluecklose Expansion brachte Escom 1995 in die Bredouille

08.03.1996

Im September verlautbarte die Escom AG noch kursfoerdernd, es erwarte ein Ertragswachstum, um zum Jahreswechsel die Prognose wieder zu korrigieren. Es war von einem Verlust in Hoehe von etwa 45 Millionen Mark die Rede. Nun kommt es noch schlimmer: Nach aktuellen Meldungen, denen die Aussetzung des Aktienhandels vorangegangen war, steckt der PC-Discounter nach Ende des Geschaeftsjahres 1995 mit voraussichtlich 125 Millionen Mark wesentlich tiefer in den roten Zahlen.

PCs waren Weihnachten kein Verkaufsschlager

Rund drei Milliarden Mark Umsatz wollten die Heppenheimer frueheren Ankuendigungen zufolge 1995 machen. Die Einnahmen liegen mit 2,35 Milliarden Mark rund 700 Millionen Mark unter dem angepeilten Ziel. 1994 waren 2,1 Milliarden Mark in die Kassen gekommen. "Wir hatten im vierten Quartal sehr starke Einbussen", begruendete Firmensprecher Bernd Wirsing. Dem Marktforschungsinstitut Dataquest zufolge hat sich der nach Stueckzahlen gemessene europaeische Marktanteil des deutschen Computerherstellers im vierten Quartal 1995 von vier Prozent (1994) auf 3,2 Prozent verringert.

Der laut Escom "drastische Preisverfall" erfordert ab Januar 1996 eine Wertberichtigung der hohen Lagerbestaende, die bereits im abgelaufenen Fiskaljahr beruecksichtigt wurde. Negativ wirkten sich zudem die diversen Uebernahmen und Beteiligungen des Unternehmens aus, mit denen Escom das internationale Geschaeft sowie das Produktportfolio erweitern wollte. Dazu zaehlt der vor etwas ueber einem Jahr erworbene Zehnprozentanteil an der IPC Peripherals Inc., einer US-Niederlassung der IPC-Tochter IPC Peripherals Ltd., Singapur. Hinzu kam der Kauf der Markenrechte an Commodore und Amiga sowie die Uebernahme der britischen Filialkette Rumbelows mit 231 Elektronikgeschaeften.

Nach der starken Expansion in den zurueckliegenden Jahren stehe 1996 im Zeichen der Konsolidierung, um die erreichten Marktvorteile zu sichern und weiter auszubauen, heisst es in einer Unternehmensmeldung.

Fuer neues Kapital in Hoehe von 100 Millionen Mark ist jedenfalls gesorgt. Davon sollen 60 Millionen Mark ueber eine Kapitalerhoehung hereinkommen, den Rest wollen die Banken beisteuern.

Etwas ueber 50 Prozent des Aktienkapitals befindet sich in den Haenden des Escom-Gruenders Manfred Schmitt. Die Quelle Schickedanz AG haelt 25,02 Prozent. SNI ist mit zehn Prozent an dem PC- Hersteller beteiligt, der Rest befindet sich in Streubesitz. Wie zu erfahren war, wird sich an diesem Gesellschafterkreis voraussichtlich nichts aendern. Im letzten Juni hatte Schmitt angekuendigt, sich von einem Teil seines Aktienpakets zu trennen, sollte sich ein passender Partner anbieten. Mit der RWE Telliance AG schien dieser auch bereits in greifbarer Naehe. Doch die Vertraege wurden nicht unterschrieben. "Wir wollten das Jahresergebnis abwarten", so ein Sprecher von RWE Telliance. Nach dessen Bekanntgabe schloss der Aktienkurs am Freitag bei 13,50 Mark. "Die Gespraeche bezueglich eines Einstiegs als Aktionaer wurden vertagt", erklaert Escom-Mann Wirsing. Weitergefuehrt werden allerdings Verhandlungen ueber eine Vertriebskooperation.