Berlecon Research

Globalisierung tut Service-Providern gut

14.11.2007
Das Forschungsprojekt Interdig zeigt: Die Internationalisierung stärkt die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen IT-Dienstleister. Sorgen um Beschäftigungsabbau sind unbegründet.

Mehr als 80 Prozent der im Ausland aktiven IT-Dienstleister glauben, dass sich der Schritt über die Grenzen positiv auf ihre Wettbewerbsfähigkeit ausgewirkt hat. Die Unternehmen wurden im Rahmen der vierteljährlichen Konjunkturumfrage vom ZEW zum Stand der Internationalisierung befragt. "Die Fähigkeit, Kunden international zu unterstützen oder für sie bei Bedarf Dienstleistungen in Nearshore- oder Offshore-Regionen zu erbringen, ist heute natürlich ein wichtiger Faktor im Wettbewerb, insbesondere wenn Großkonzerne oder international aktive Unternehmen aus dem gehobenen Mittelstand betreut werden", sagte Andreas Stiehler, Senior Analyst bei Berlecon Research und Koordinator des Interdig-Projektes. An dem Forschungsvorhaben beteiligen sich neben den Berliner Marktforschern die Universität Mannheim, sowie die Institute RWI Essen und ZEW Mannheim.

Internationalisierung wirkt sich aber auch auf andere Aspekte der Unternehmensentwicklung aus. So zeigen Analysen des RWI Essen, dass das Auslandsengagement von IT-Dienstleistern insgesamt mit deutlichen Umsatzsteigerungen und einer Beschäftigungszunahme im Inland einhergeht. Mit anderen Worten: Investitionen im Ausland zahlen sich auch für den deutschen Standort aus.

Damit erweisen sich auch die Sorgen, dass die Internationalisierung der IT-Dienstleister von einem breiten Beschäftigungsabbau begleitet wird, zumindest aus gesamtwirtschaftlicher Sicht als unbegründet. "Solche Sorgen sind natürlich berechtigt, wenn offshore-geeignete Teilbereiche wie Application-Support betrachtet werden", erläutert Stiehler. Die Gesamterhebung zeige jedoch, dass Einsparungen durch Offshoring auf Kundenseite typischerweise re-investiert werden und damit das Wachstum in anderen IT-Segmenten gefördert werde. Um wiederum solche Aufträge zu akquirieren, müssten die IT-Services-Anbieter dort, wo es möglich ist, die Vorteile der internationalen Arbeitsteilung ausschöpfen. Unter diesem Blickwinkel sei die Zurückhaltung vieler deutscher IT-Dienstleister beim Thema "Offshoring" eher riskant und mittelfristig für die Sicherung der Arbeitsplätze schädlich.

Die Interdig-Resultate belegen schließlich, dass international aufgestellte Unternehmen insgesamt produktiver sind als rein nationale Provider. "Produktivität und Internationalisierung bedingen sich gegenseitig", schildert Dirk Engel, Researcher am RWI. So sei auch im Vorfeld der Auslandsaktivitäten schon ein gewisses Produktivitätsniveau notwendig, um überhaupt im internationalen Geschäft mitzuspielen.

Zum gleichen Thema hat Berlecon eine Fallstudienanalyse betrieben "Wer globale Liefer- und Absatzmodelle aufbaut, ist gezwungen, seine Prozesse im Vorfeld in Ordnung zu bringen", schildert Stiehler eines der Ergebnisse. "Folgerichtig verweisen nahezu alle von uns befragten IT-Dienstleister auf die größere Prozessreife und Qualität als Ergebnis der Internationalisierungsbemühungen." Bereits auf dem Weg zur stärkeren internationalen Präsenz können sich demnach positive Effekte für die Unternehmensentwicklung ergeben. Weitere Ergebnisse präsentiert das Interdig-Forschungsprojekt auf dem Anwenderforum Outsourcing des Branchenverbandes Bitkom am 20. und 21. November in Frankfurt am Main. (jha)

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