Gleichzeitig einigen sich Software AG und NCR SAP gewinnt die IBM als globalen Servicepartner

23.07.1993

MUENCHEN (CW) - Prominente Schuetzenhilfe zur Eroberung globaler Maerkte haben sich die beiden Top-Softwarehaeuser Deutschlands gesichert. Die Walldorfer SAP AG konnte auf dem Marketing- und Dienstleistungssektor einen engen Schulterschluss mit der IBM Corp. vollziehen. Starker Partner der Software AG (SAG), Darmstadt, ist die AT&T-Tochtergesellschaft NCR Corp.

"IBM wird Gesamtloesungen im SAP-Umfeld anbieten", erklaert Rainer Zinow, Leiter des internationalen IBM-SAP-Kompetenzzentrums in Walldorf. Nach dem "heutigen Stand der Verhandlungen" sei Big Blue ein Partner auf Vertriebs-, Technologie- und Service-Ebene, ohne allerdings Lizenzrechte an SAP-Produkten zu besitzen. Eine OEM- Vereinbarung wie mit Siemens-Nixdorf, so berichtet der Assistent des Vorstandsvorsitzenden, Dietmar Hopp, gebe es bis dato nicht. "Der Vertrag begruendet keine Form von Exklusivitaet", zieht Zinow deutliche Grenzen.

Mit Hilfe des weltweit groessten DV-Konzerns wolle man nicht "sofort das gigantische Massengeschaeft machen". Es gehe der SAP vor allem darum, sich mit der IBM im Servicebereich zu arrangieren. Der SAP-Manager betont, die Vereinbarung mit Big Blue sei vor allem auf Wunsch der Kunden zustande gekommen. Sie wollten, wenn sie mit der IBM als Loesungsanbieter auf Projektebene zusammenarbeiteten, auf SAP-Know-how bei ihrem Loesungsanbieter nicht verzichten.

Schlechte Nachrichten also fuer die inzwischen mehr als 40 SAP- Logo-Partner, die ihre Aufgabe in der Einfuehrung von R/3-Software sowie in Service und Support sehen: Mit der IBM waechst ihnen eine starke und vor allem weltweit praesente Konkurrenz heran. Gegenwaertig laufen zwischen 70 und 80 Prozent aller Installationen der Mainframe-Software R/2 auf IBM-Systemen. In diesem Segment, aber auch dort, wo die Migration von R/2 auf die moderne Client- Server-faehige Unix-Plattform R/3 geplant ist, haben die Armonker nach Ansicht von Marktbeobachtern gute Karten, auch als Hardwarelieferant im Geschaeft zu bleiben.

Das Arrangement ist offenkundig Teil einer Strategie der IBM, kuenftig die bedeutendsten Anwendungssoftware-Pakete ueber direkte oder indirekte Kanaele anbieten zu koennen. Neben dem Abkommen mit den Walldorfern pflegt der Konzern auch eine enge Zusammenarbeit mit dem SAP-Wettbewerber Sema Group. Das franzoesische Softwarehaus CGI, das ebenfalls Anwendungssoftware produziert, ist inzwischen zu mehr als 98 Prozent in den Besitz der IBM uebergegangen. Dagegen kommt eine Uebernahme der SAP AG durch IBM nach Informationen der Wirtschaftszeitung "Wall Street Journal" gegenwaertig nicht in Frage.

Zeitgleich mit der Bekanntmachung des IBM-SAP-Abkommens kuendigt die Software AG eine strategische Partnerschaft mit einer anderen Branchengroesse an, der AT&T-Tochtergesellschaft NCR. Auch dort wurde als Kooperationspartner die Muttergesellschaft in Dayton, Ohio, gewaehlt. Beide Unternehmen haben sich die Integration von Mainframes und "modernen offenen Computersystemen" auf die Fahnen geschrieben.

Angestrebt wird die gemeinsame Durchfuehrung von Rightsizing- Projekten. Die Tochter des US-Telefonkonzerns wird der SAG kuenftig als "bevorzugter Lieferant" mit Hardware und dem Betriebssystem Unix zur Seite stehen. Im Gegenzug stellen die Hessen ihre wichtigsten Produkte auf NCR-Rechnern zur Verfuegung. Die erfolgreiche Durchfuehrung eines gemeinsamen Grossauftrages der Bundespost habe die Unternehmen zusammengeschweisst, betont NCR- Deutschland-Chef Rainer Liebich.