Gleichmacherei ist passe

26.07.2007
Mit flexiblen Arbeitszeitmodellen und Diversity-Konzepten wollen sich Firmen wie Hewlett-Packard als attraktive Arbeitgeber präsentieren.

Um qualifizierte Nachwuchskräfte zu gewinnen, müssen Unternehmen mehr als nur ein leistungsorientiertes Gehalt und interessante Zukunftsperspektiven anbieten. Bei der Wahl des zukünftigen Arbeitgebers nimmt neben fundierten Traineeprogrammen und Aufstiegschancen die Vereinbarkeit von Beruf und Familie an Bedeutung zu ein Thema, das nicht nur Frauen interessant ist. Im Rahmen von Diversity-Programmen beschäftigen sich Unternehmen wie HP bereits seit Jahren mit solchen Ansätzen. So soll es den Mitarbeitern möglich sein, ihre unterschiedlichen Erfahrungen und Fähigkeiten einzubringen

Diversity bedeutet

... wörtlich übersetzt "Verschiedenartigkeit". HP versteht darunter die Vielfalt seiner Mitarbeiter: Männer und Frauen aus unterschiedlichen Kulturen und Generationen bringen ihre verschiedenen Fähig- und Fertigkeiten ein. Dies kann eine der großen Stärken eines Unternehmens bedeuten, bei dem allein in Deutschland Mitarbeiter aus 62 Nationen zusammenarbeiten. Die Diversity-Strategie gilt in allen 170 Ländern, in denen das Unternehmen vertreten ist - unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Rahmenbedingungen.

Diversity umsetzen

Für die Umsetzung des Programms in den Regionen und Ländern hat HP Diversity-Teams installiert. In Deutschland setzt es sich aus Vertretern der verschiedenen Unternehmensbereiche und der Personalabteilung zusam-men. Sponsor des Programms ist Geschäftsführer Hans-Ulrich Holdenried. Für die Erhöhung des Anteils von Frauen in Management-Positionen gibt es definierte Größen und Maßnahmen, deren Zielerreichung regelmäßig von der HP-Geschäftsführung überprüft wird. Um das Thema stärker im Alltag zu verankern, setzen die Böblinger auf ein Netzwerk von Botschaftern (Ambassadoren), die in den Geschäftseinheiten Diskussionen über Diversity anregen und Unterstützung anbieten. So wurde das HP-Frauennetzwerk in Eigeninitiative gegründet. Dieses Netzwerk hat das Ziel, Mitarbeiterinnen eine Plattform zum Austausch und zum Knüpfen neuer Kontakte über Unternehmensbereiche hinweg zu bieten. Einmal im Monat treffen sich die Mitglieder außerdem zu einem vorab festgelegten Thema, zu dem auch interne oder externe Referenten eingeladen werden. HP belegte den zweiten Platz des Baden-Württemberger Landeswettbewerbs 2006 "Gleiche Chancen für Frauen und Männer im Betrieb".

Mehr zum Thema

www.computerwoche.de/

590734: IT-Abteilungen beschäftigen Frauen;

595666: Was Mitarbeiter motiviert;

593382: Familienfreundlichkeit als Wettbewerbsvorteil.

Für die IT-Branche bedeutet das unter anderem, den Frauenanteil in Unternehmen zu erhöhen. Das fängt bei der Nachwuchsförderung an: Damit junge Frauen in technische Berufsfelder hineinschnuppern können, gibt es schon seit vielen Jahren den bundesweiten "Girls Day". Frauenstudiengänge wie Wirtschaftsinformatik/Wirtschaftsnetze an der Fachhochschule Furtwangen verfolgen das Ziel, langfristig den Frauenanteil nicht nur bei Absolventen in der Informatik zu erhöhen, sondern generell in Führungspositionen. Das Umfeld und die Lehrmethoden sind speziell auf die Bedürfnisse von Frauen ausgerichtet. "Der Studiengang Wirtschaftsinformatik/Wirtschaftsnetze soll einen Raum schaffen, in dem Frauen die Möglichkeit haben, ihr Selbstvertrauen zu stärken", erklärt Gabriele Hecker, Professorin an der Hochschule Furtwangen. HP übernahm hierfür im Jahr 2003 die Patenschaft. Sie besteht aus Stipendien für mehrere Studentinnen und dem fachlichen Austausch zwischen Hochschule und Unternehmen.

Um neben den technischen Aspekten auch Zusammenhänge im geschäftlichen Kontext erfassen zu können, stehen Mitarbeiter des Böblinger Unternehmens den Studentinnen als Mentoren zur Seite. So haben sie unter anderem die Gelegenheit, ihren Mentor einen Tag lang bei seinen Aufgaben zu begleiten, und bekommen einen Einblick in die Arbeitspraxis. Auch für Mitarbeiter, die ein Studium an der Berufsakademie besuchen oder ein Trainee-Programm bei HP durchlaufen, sowie für Frauen und Männer in Führungspositionen anderer Unternehmen hat HP ein entsprechendes Mentoring-Programm aufgesetzt. Die Mentoren vermitteln Kontakte, helfen bei Fragen und machen Vorschläge zur inidividuellen Karriereplanung.

Erfahrene Kollegen unterstützen jüngere Mitarbeiter bei der beruflichen und persönlichen Weiterentwicklung. Diese enge Zusammenarbeit motiviert beide Seiten.

Erfahrungsaustausch über Generationen hinweg

Dass sich Erfahrungsaustausch bezahlt macht, berichten auch die Mitglieder von Netzwerken, wie es sie in einigen Unternehmen inzwischen gibt. Oft findet dabei ein regelmäßiger Austausch zwischen verschiedenen Firmen statt wie der Robert Bosch GmbH und Hewlett-Packard. Die Themen reichen von der Karrieregestaltung über Persönlichkeitsentwicklung bis hin zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Gerade Letzteres ist ein zentrales Thema: Wie kann ein Mitarbeiter seinen beruflichen Aufgaben nachkommen, ohne sein Privatleben zu vernachlässigen?

Dass man Karriere machen und gleichzeitig bei seinen Kindern zu Hause bleiben kann, beweist Heiko Wirth. Der 38-jährige Diplominformatiker ist bei HP in Böblingen im Bereich Services tätig und seit vier Jahren in Elternzeit. Als sein Sohn 2003 zur Welt kam, beantragten sowohl er als auch seine Frau Elternzeit mit reduziertem Pensum, anschließend stieg Wirth auf Teilzeit um.

Das firmeneigene Arbeitszeitmodell macht es möglich: Jeder Mitarbeiter hat sein Zeitkonto, auf dem er Zeit ansparen kann. Das Basisarbeitszeitmodell, das für jeden Vollzeitmitarbeiter gilt, ermöglicht es, zwölf zusätzliche Tage pro Jahr zu sammeln. Später kann er sie dann bei Bedarf, und wenn es die Anforderungen des Jobs zulassen, wieder "ausgeben". Vielfalt macht Unternehmen für Mitarbeiter attraktiv. Flexible Arbeitszeitmodelle schaffen zusätzliche Freiräume. Diversity-Konzepte tragen dazu bei, dass die oft geforderte "Vereinbarkeit von Familie und Beruf" keine leere Floskel bleibt und dass auch die Anzahl der Frauen in Führungspositionen steigen kann. (hk)