Keine Bedrohung für Zeitungen:

Gleich zwei US-Btx-Dienste gestorben

18.04.1986

NEW YORK (CWN) - Mit erheblichen finanziellen Verlusten haben zwei der Pioniere im kommerziellen US-Bildschirmtext-Markt ihre Dienste eingestellt. Die Multi-Media-Giganten Times Mirror Co., Los Angeles, und Knight Ridder Newspapers Inc. aus Miami meldeten kürzlich das Ende ihrer Konkurrenzprodukte "Gateway" respektive "Viewtron".

Bei Times Mirror standen zuletzt Investitionen in Höhe von 30 Millionen Dollar einer verschwindenden Anzahl von 3000 Benutzern gegenüber. Das Projekt Viewtron hatte mehr als 50 Millionen Dollar verschlungen, Knight Ridder jedoch nur 20 000 Anwender gebracht.

Beide Unternehmen hatten sich mit ziemlich ähnlichen Strategien, die eigenen Aussagen zufolge auf ihren Erfahrungen als Zeitungsmacher beruhten, auf das Neuland begeben: Beide Btx-Dienste versprachen den Privathaushalten ein breitgefächertes Angebot an Informationen und Dienstleistungen. Darüber hinaus waren sie auf regionale Märkte ausgerichtet und sollten auf nationaler Ebene über ein Franchise-Verfahren ausgebreitet werden.

In jüngster Zeit begannen die Strategien zu divergieren. Das Management von Viewtron traf die Entscheidung, die regionale Annäherung gänzlich aufzugeben und sich in den Wettbewerb mit den erfolgreichen nationalen Btx-Diensten, die auf Personal Computern basieren, zu stürzen. Die Verantwortlichen von Gateway dagegen versprachen sich mehr davon, auf dem einmal eingeschlagenen Weg zu bleiben. Sie entschlossen sich, Gateway für ein größeres Gebiet verfügbar zu machen, um auf diesem Weg einen Großteil des Stadtkerns von Los Angeles miteinzubeziehen.

Mit Überlebenskämpfen wurden beide Btx-Dienste konfrontiert: Zu schaffen machten ihnen sowohl die PC-orientierten Konkurrenzdienste und der Bedarf an Kommunikationssoftware als auch die unbefriedigende Ausbreitung von PC mit Modems in den Haushalten sowie das Angebot an allgemeinen Datenbanken.

Schuld am Mißerfolg von Gateway und Viewtron tragen aber nach Ansicht der COMPUTERWORLD auch die Initiatoren selbst: Sie hätten den Konsumenten ein Angebot gemacht ohne festzustellen, ob dafür überhaupt eine Nachfrage besteht.

Fazit von James Battan, President von Knight Ridder: "Es steht inzwischen fest, daß Bildschirmtext wahrscheinlich weder für den Anzeigenteil noch für die Abonnentenzahlen der Zeitungen in der nächsten Zukunft eine Bedrohung darstellt. Weiter ist klar, daß die amerikanische Öffentlichkeit nicht dazu bereit ist, den Btx-Service in einer Weise zu unterstützen, die die kontinuierlich wachsenden Kosten rechtfertigt."