Das Datensichtgerät aus der Sicht des Lichtingenieurs:

Glatte Oberflächen lösen Schieleffekte aus

29.06.1979

Seit Büroarbeitsplätze in verstärktem Maße mit Datensichtgeräten ausgerüstet werden, nehmen Klagen über Beschwerden durch unzumutbare Lichtverhältnisse ständig zu. Die Symptome sind Kopfschmerzen, Augentränen, Bindehautentzündung und allgemeine nervöse Ermüdung. Da die Beschwerden vor allem auftreten, wenn unter künstlicher Beleuchtung gearbeitet wird, ist die Meinung weit verbreitet, daß Kunstlicht schädlich sei. Diese Behauptung ist jedoch bis heute noch durch keine wissenschaftliche Untersuchung bestätigt worden, und es ist auch höchst unwahrscheinlich, daß die heute für die Innenraumbeleuchtung verwendeten Lichtquellen solche negativen Eigenschaften besitzen.

Die Ursache für die erwähnten Klagen muß ganz eindeutig bei der unzweckmäßigen Auswahl und Anordnung der Beleuchtungskörper gesucht werden. Dies gilt für den größten Teil der bis heute ausgeführten Anlagen, und zwar auch dann, wenn sie den einschlägigen Richtlinien und Normen zu entsprechen scheinen. Die Beleuchtung erfolgt entweder durch schmale Lichtbänder oder durch gleichmäßig verteilte Einzelleuchten, die selten größer als ein Quadratmeter sind. Durch diese Leuchtenanordnung entstehen auf glatten Oberflächen (etwa Bildschirmen, Tastaturen, Klarsichtmappen) Glanz und Lichtreflexe. Sie erschweren nicht nur das Erkennen von Details, sondern lösen auch Schieleffekte aus, die das Auge durch Änderung seiner Einstellung auszugleichen versucht. Da dies nicht gelingt, wird der Sehapparat dauernd zusätzlich belastet, so daß es mit der Zeit zu den oben erwähnten Beschwerden kommt.

Tiefstrahlende Spiegelrasterleuchten, wie sie seit einigen Jahren vor allem in Großraumbüros eingesetzt werden, vermindern zwar auf vertikalen Bildschirmen die genannten Störungen. Dafür treten sie aber auf horizontalen Flächen, also Tastaturen und Belegen, um so stärker in Erscheinung. Auch die seit kurzem stark propagierte "2-K-Beleuchtung", bei der der Arbeitsplatz durch eine Tischleuchte und eine reduzierte Allgemeinbeleuchtung erhellt wird, löst die Probleme nicht, sondern verlagert sie nur auf eine andere Ebene.

Die einzige Beleuchtungsart, mit der die Sehverhältnisse nicht nur am Datensichtgerät, sondern im gesamten Bürobereich entscheidend verbessert werden können, ist die Indirektbeleuchtung. Sie läßt sich auch in den heute üblichen niedrigen Arbeitsräumen realisieren, wenn hierfür nicht Pendelleuchten, sondern Tisch- oder Ständerleuchten verwendet werden. Dank neuer, kompakter Lichtquellen mit hoher Lichtausbeute ist der Energiebedarf nicht größer als der der wirtschaftlichsten konventionellen Beleuchtungsarten.

Die praktische Erprobung in Arbeitsräumen mit Datensichtgeräten und Lochern sowie im Großraumbüro hat gezeigt, daß früher festgestellte Beschwerden schlagartig verschwinden und sich die Arbeitsbedingungen auch in fensterfernen Raumzonen so verbessern, daß kein merkbarer Unterschied mehr zu den Fensterplätzen besteht.