Enquete-Kommission legt Zwischenbericht "Wirtschaft" vor:

Glasfasernetz kostet rund 100 Milliarden Mark

22.10.1982

BONN - In den meisten Bereichen der deutschen informations- und kommunikations(IuK-)technischen Industrie steigen die Importe schneller als die Exporte. Dies signalisiert nach Auffassung der Enquete-Kommission "Neue Informations- und Kommunikationstechniken" des Deutschen Bundestages vor allem gegenüber den USA und Japan "tendenziell eine Verschlechterung ihrer internationalen Wettbewerbssituation".

Als Gründe führen die Mitglieder der Unterkommission "Wirtschaft" an, daß diese beiden Konkurrenten "nicht zuletzt durch eine gezielte Investitions- und Innovationspolitik in wichtigen Teilbereichen über einen mehrjährigen Vorsprung (verfügen) und sich . . . unter günstigeren Voraussetzungen und Rahmenbedingungen (entwickeln)".

Nach dem voluminösen 65-Seiten-Report der Gruppe "Technik" (die COMPUTERWOCHE berichtete darüber in ihrer Ausgabe 32/33 vom 13. August 1982) haben sich die Parlamentarier der Unterkommission "Wirtschaft" in ihrer Bestandsaufnahme auf 25 Seiten beschränkt. Zur IuK-technischen Herstellerindustrie wurden gerechnet: Nachrichtentechnik, Kabeltechnik, Unterhaltungselektronik, Büro- und Informationstechnik, Raumfahrtindustrie, Elektrohandwerk sowie Bauelemente einschließlich Mikroelektronik.

Insgesamt produzierten die bundesdeutschen Hersteller im Jahr 1980 Waren im Wert von 32,8 Milliarden Mark und trugen damit mit 0,9 Prozent zum gesamtwirtschaftlichen Ergebnis bei. Mit 16,9 Milliarden Mark ging mehr als die Hälfte der Produktion in den Export, das sind 4,8 Prozent der gesamten deutschen Ausfuhr. Mit 353 000 Erwerbstätigen stellte die Branche 1,4 Prozent aller Arbeitnehmer in der Bundesrepublik. Der Anteil der deutschen IuK-Industrie am Weltmarkt belief sich auf sechs Prozent.

Spitzenreiter bei der Produktion war die Nachrichtentechnik mit 9,3 Milliarden Mark, gefolgt von den Bereichen der Büro- und Informationstechnik und Unterhaltungselektronik mit je 8,6 Milliarden Mark. Ein ganz anderes Bild ergibt sich allerdings, wenn man den Produktionszuwachs von 1975 bis 1980 betrachtet. Hier führte die Büro- und Informationstechnik mit einem Plus von 67 Prozent, gefolgt von der Nachrichtentechnik mit 52 und dem Bereich Bauelemente mit 30 Prozent.

Platz eins bei der Ausfuhr hielt wiederum die Büro- und Informationstechnik mit 5,5 Milliarden Mark vor der Unterhaltungselektronik mit 4,6 Milliarden und dem Sektor Bauelemente mit 3,8 Milliarden Mark. Dieser Bereich erzielte allerdings zwischen 1975 und 1980 mit einer Steigerung von 87 Prozent den höchsten Zuwachs.

Den ersten Rang bei der Einfuhr nahm mit 5,8 Milliarden Mark die Büro- und Informationstechnik ein vor der Unterhaltungselektronik mit 4,6 Milliarden Mark und dem Bereich Bauelemente mit 4,5 Milliarden Mark. Bemerkenswert sind hier die Zuwachsraten, die mit Ausnahme des Unterhaltungselektronik (96 Prozent) bei mehr als 100 Prozent liegen: Kabeltechnik 139 Prozent, Bauelemente 128 Prozent, Nachrichtentechnik 107 Prozent sowie Büro- und Informationstechnik 104 Prozent.

In ihrer Gesamtbeurteilung wertet die Unterkommission "Wirtschaft" einzig die Nachrichtentechnik positiv. Hier habe die Industrie ihre "gute Position im internationalen Wettbewerb" halten können. Die weitere Marktentwicklung werde jedoch entscheidend von der Deutschen Bundespost sowie vom Nachfrageverhalten von Bund, Ländern und Gemeinden geprägt.

Eher skeptisch beurteilt die Kommission den Sektor Büro- und Informationstechnik. Im Bereich DV, der zur Zeit 80 Prozent des Produktionsanteils ausmache, bei weiter steigender Tendenz, dominierten weltweit US-Firmen. Deren Innovationsstärke sowie die Größen- und Verbundvorteile ließen die Aussichten der deutschen Wettbewerber "nur in Teilbereichen aussichtsreich erscheinen".

Der Bauelementesektor war in den letzten Jahren nach Auffassung der Kommission durch zunehmenden Wettbewerbsdruck gekennzeichnet. Vor allem bei den integrierten Schaltungen bleibe die Inlandsproduktion deutlich hinter der Marktausweitung zurück.

In den "Feststellungen zu den IuK-spezifischen Rahmenbedingungen" betont der Report nochmals nachdrücklich die besondere Rolle der Bundespost: Von ihrem Einkaufs-und Nachfrageverhalten hingen die Investitionsplanungen der betroffenen Hersteller wesentlich ab und würden Entwicklung und Einführung neuer IuK-Technik beeinflußt.

Die Investitionen für den Aufbau eines künftigen flächendeckenden Breitbandverteilnetzes mit Koaxialkabel beziffert die Unterkommission je nach Ausbau, technischer Ausgestaltung und Anschlußdichte auf zehn bis 34 Milliarden Mark. Die geschätzten Ausgaben für ein flächendeckendes Glasfasernetz lägen in den Mark".