Neuer WLAN-Standard 802.11ac

Gigabit-WLAN kommt im Eiltempo

07.04.2012
Von 


Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.

Need for Speed

Client-Versorgung: Die .11ac-Media-Bridge "TEW800MB" von Trendnet
Client-Versorgung: Die .11ac-Media-Bridge "TEW800MB" von Trendnet
Foto: Trendnet

Inwieweit das Angebot auf Basis des Noch-Draft-Standards bei der Kundschaft ankommt, wird sich zeigen. Grundsätzlich gilt gerade in punkto Media-Streaming und Heimvernetzung sicher das Motto, dass man nie genug Bandbreite haben kann. So gesehen, können die Geräte tatsächlich punkten: Werden mit 802.11n theorische Datenraten von bis zu 450 Mbit/s (realistisch 150 Mbit/s +) erreicht, sollen Wireless-Router in der ersten Ausbaustufe von 802.11ac wie der Trendnet TEW811DR bereits nominell einen Datendurchsatz von 866 Mbit/s unterstützen, unter reellen Bedingungen bleiben davon bis zu 600 Mbit/s übrig. Endgeräte und Adapter sind voraussichtlich für bis zu 433 Mbit/s (1 stream, realistisch zirka 300 Mbit/s) gut, mit Unterstützung von zwei oder drei Strömen steigt die Bandbreite entsprechend.

Gerade bei den WLAN-Routern ist längerfristig noch mehr Durchsatz möglich: Werden alle technischen Möglichkeiten ausgereizt, soll der Nachfolge-Standard 802.11ac bis zu fast 7 GB/s Bandbreite unterstützen. Realisiert wird dieser Geschwindigkeitszuwachs durch die Option von 802.11ac, ein bis zu 160 Megahertz breites Frequenzband zu nutzen. Dieses kann zusammenhängen, alternativ unterstützt der Standard aber auch Channel Bonding, also das Kombinieren von zwei separaten Kanälen mit 20, 40 oder 80 Mhz Breite.

Außerdem können 802.11ac-Geräte dank MIMO-Antennen (multiple Input, multiple output) bis zu acht räumliche Ströme (spatial streams) für die simultane Datenübertragung nutzen. Traditionell haben Chiphersteller allerdings wegen der damit verbundenen Komplexität immer zwei Jahre benötigt, um einen weiteren Stream hinzuzufügen - selbst bei 802.11n ist man derzeit erst bei drei von vier möglichen angelangt.

Ähnliches gilt wohl auch für eine Reihe anderer Techniken, die in dem neuen Standard integriert werden. So soll etwa eine ausgereiftere Modulation der Funkwellen via 256QAM (Quadratamplitudenmodulation) den Durchsatz verbessern (.11n nutzt 64QAM). Wegen der Komplexität wird dieser Maximalwert aber wohl kaum erreicht werden.

Trotz dieser Umstände sind in der Praxis jedoch Transferraten im Gigabit-Bereich zu erwarten - und damit aktuell wohl (noch) mehr als genug Bandbreite selbst für extremste Formen der Heimvernetzung. Hinzu kommt, dass 802.11ac sogenanntes Multipoint-Streaming (MU-MIMO) unterstützt. Anstelle einer Point-to-point-Übertragung kann hier der gleiche Inhalt parallel an bis zu vier Geräte (etwa in einem Heimnetz) übertragen werden, ideal also, um beispielsweise Full-HD-Videos vom Media-Server parallel auf mehreren Flachbildschirmen zu verteilen. Die bandbreitensparende Technik wird allerdings von den Chipsätzen der ersten Generation noch nicht unterstützt - Grund dafür ist die Komplexität, was Funk und MAC-Adressen anbelangt.