Münchner Druckerei setzt auf Datentransfer mit 1 Gbits

Gigabit Ethernet beschleunigt den Produktionsprozeß

24.07.1998

Die Druckerei Peschke setzt in ihrem Produktionsprozeß auf eine rein digitale Druckvorstufe. Das heißt im Kartext: Kunden schicken ihre Texte als Datei an die Druckerei - entweder bereits fertig gestaltet samt Bildern oder im Rohzustand, wenn der Drucker das Layout übernehmen soll. Die Daten werden zentral auf "Primergy"-Servern von SNI abgelegt, die unter Windows NT als Betriebssystem laufen. Darauf greifen die Ausschießmaschinen, Plotter, Belichter und Scanner sowie einige Macintosh-Rechner zu.

Die Ausschießmaschine plaziert acht Seiten auf einer Druckvorlage. Vor dem Drucken werden die Seiten noch einmal auf einem Plotter ausgegeben, damit die Bearbeiter sehen, ob alle Bilder am richtigen Ort sind und die Farben stimmen.

Da die Bilder sehr datenintensiv sind, wird das Netzwerk, das die Maschinen verbindet, durch große Datenmengen belastet. "Ein DIN-A4-Bild generiert rund 30 MB Datenlast", nennt Manuel Reisinger, Herstellungsleiter bei Peschke Druck, eine Größenordnung. Als Front-end-Maschine agiert in der Druckvorstufe der Münchner ein Macintosh-Rechner, der mit dem Appletalk-Protokoll arbeitet. "Appletalk wurde leider mit einem Manko entwickelt. Es verschickt zwar Datenpakete übers Netz, füllt sie aber nur zu einem Drittel mit Inhalt, der Rest sind Steuerdaten", dadurch werde die Übertragung verlangsamt, erklärt Reisinger ein zusätzliches Produktionshandikap.

Abhilfe soll jetzt Gigabit Ethernet schaffen. Es löst den Standard Fast Ethernet ab, der sich als zu langsam erwies. Reisinger erinnert sich: Es konnte bis zu einer Stunde dauern, bis vier Bögen berechnet und übertragen waren. Die Verantwortlichen suchten deshalb eine schnellere Lösung, die den Flaschenhals im Netz beseitigen sollte.

Im Oktober 1997 fiel schließlich die Entscheidung für Gigabit Ethernet. Die Drucker setzen auf Layer-3-Switches von Extreme Networks, die protokollunabhängig arbeiten. Als Problem erwies sich dabei, daß es bislang nur wenige Hersteller von Adaptern für Gigabit Ethernet gibt. Hinzu kommen die hohen Kosten. Ein Port kostet derzeit rund 3000 Dollar.

Wie bei jeder neuen Technologie, traten bei der Installation Schwierigkeiten auf. Gegenwärtig sind noch nicht alle vorgesehe-nen Rechner angeschlossen, weil Treiber sowie Netzadapter noch nicht harmonieren, räumt Dieter Baumgartner ein, Systemspezialist bei Compusafe, das für den Projektablauf verantwortlich zeichnet. Auf den zentralen NT-Servern laufe Gigabit Ethernet aber schon stabil.

Für die Druckerei ist der reibungslose Betrieb unverzichtbar. Die Firma legt Wert auf Sicherheit, schließlich darf die Druckmaschine nicht stehen. Die Verantwortlichen haben deshalb vorgesorgt: Sollte es eine Störung im Gigabit-Ethernet-Betrieb geben, kann das Unternehmen die Treiber rasch auf Fast Ethernet umschalten. Gleiches gilt beim Ausfall eines Switches. Auch hier ist alles redundant ausgelegt.

Die Alternative Asynchronous Transfer Mode (ATM) zog den kürzeren, weil sie laut Baumgartner noch nicht dieselben Transferraten wie Gigabit Ethernet garantiert. 1 Gbit/s bei der schnellen Ethernet-Variante stehen derzeit erst 622 Mbit/s Übertragungsrate bei ATM entgegen. Gigabit Ethernet füge sich zudem leichter in die vorhandene Ethernet-Netzinfrastruktur ein, insbesondere im Zusammenhang mit dem Appletalk-Protokoll.