Aktie der Woche

Gigabell: Das Ende vom Lied

20.10.2000
Von Stephan Hornung*

Am Neuen Markt zeichnet definitiv sich die erste Pleite ab. Der schwer angeschlagene Internet-Service-Provider Gigabell benötigt dringend eine Finanzspritze. Die Firma hatte bereits einen Insolvenzantrag gestellt, nachdem ein britisches Unternehmen, vermutlich eine Briefkastenexistenz, ihre Rettungsbemühungen aufgab. Kurz darauf präsentierte sich die finnische Saunalahti Oyi als vermeintlicher Helfer. Nach Berichten des "Platow-Brief" sind die Finnen jedoch nur zu einer Zahlung von 0,5 Euro je Aktie für das Paket des einstigen Schlagersängers und Firmengründer Daniel David alias Rudolf Zavrel (siehe auch Ad-hoc-Meldung auf dieser Seite) bereit. Inzwischen hat Saunalahti für etwa eine Million Mark drei Tochterunternehmen von Gigabell in Großbritannien übernommen. Doch trotz dieser "Zwischenfinanzierung" bleibt es ungewiss, ob die Nordeuropäer ein ernsthaftes Interesse an dem Gesamtkonzern haben oder sich nur die Filetstücke herauspicken wollen. Bei einem Kurs von zehn Euro ist Gigabell noch immer mit enormen 57 Millionen Euro bewertet. Im Frühjahr jubelte der ISP seinen Aktienkurs mit einer Übernahmeoffensive gar auf 100 Euro hoch. Nicht unbeteiligt da-ran waren diverse Börsenbriefe und Banken mit schlecht recherchierten Kaufstudien. Verbliebene Aktionäre sollten sich unbedingt von ihren Papieren trennen, da auch operativ keine Trendwende erkennbar ist.

* Die Autoren sind Analysten der CMW GmbH in München. Die hier veröffentlichten Informationen beruhen auf Quellen, die wir für vertrauenswürdig und zuverlässig halten. Trotz sorgfältiger Quellenauswahl und -auswertung können wir für Vollständigkeit, Genauigkeit und inhaltliche Richtigkeit der Angaben eine Haftung nur insoweit übernehmen, als grobe Fahrlässigkeit oder Vorsatz Haftung begründen. Jede darüber hinausgehende Haftung wird ausgeschlossen. Für Angaben Dritter übernehmen wir kein Obligo, Aktienanlagen sind durch stärkere Kursschwankungen gekennzeichnet.