Weitere Expansion angekündigt

GfN schluckt den gesamten Schulungsbereich der Ditec

22.10.1999
Von Heide Skudelny* STUTTGART - Mit dem Kauf der Bildungszentren der Ditec AG hat sich die Gesellschaft für Network Training AG (GfN) zum Big Player im Weiterbildungsmarkt aufgeschwungen. Schon in zwei Jahren soll die Übernahme verdaut sein. Nach einem Gewinneinbruch in diesem Jahr will die Gruppe sowohl bei Umsatz als auch Gewinn überproportional wachsen und weiter expandieren.

Keiner der großen, sondern der mit Abstand kleinste Anbieter bekam den Zuschlag, als die Münchener Ditec Informationstechnologie AG auf die für Branchenkenner doch sehr überraschende Brautschau für ihre Aus- und Weiterbildungssparte ging. Mit der Übernahme von deren sieben Bildungszentren sicherte sich die GfN für das Jahr 2000 ein zusätzliches Umsatzvolumen von über 40 Millionen Mark und mehr als 35000 weitere Schulungsteilnehmer.

Durch den Deal, über dessen finanzielle Dimension beide Firmen Stillschweigen vereinbarten, katapultiert sich der Anbieter von Firmenschulungen und Zertifizierungsseminaren (Schwerpunkte: Microsoft und Novell) in die Riege der Top Ten des gesamten deutschen IT-Weiterbildungsmarktes - noch vor Integrata, CDI und Oracle. Ein Markt, der bekanntlich als atomisiert gilt, tummeln sich in ihm doch gut 5000 zumeist kleinere Betriebe und Freiberufler. Bereits 2000 will die GfN rund 70 Millionen Mark umsetzen und damit zum größten herstellerunabhängigen Netzwerk-Qualifizierer in Deutschland werden, hieß es vor der Presse in Stuttgart.

Durch die Übernahme ist die Gruppe jetzt flächendeckend an 14 Standorten vertreten. Dabei werden die sieben Ditec-Bildungszentren als etablierte "Marke" künftig in Form von Tochtergesellschaften geführt, nicht zuletzt, um die Flexibilität kleiner Einheiten beizubehalten. Die 95 Ex-Ditec-Mitarbeiter sollen auch unter dem GfN-Dach größter Trainingspartner von Microsoft und exklusiver Schulungspartner von Compaq in Deutschland bleiben. Nach Ansicht von GfN-Vorstandschef Volker Gallatz ist dank der Akquisition "die kritische Masse" erreicht, um nicht nur in Deutschland, sondern auch in Europa weiter zu expandieren.

Ditec-Kauf und Neuer Markt trüben Bilanz

Die Übernahme hat allerdings ihren Preis. Nach einem Vorsteuergewinn von 3,8 Millionen Mark 1998 mußte GfN-Finanzvorstand Dieter Leinhos für 1999 ein negatives Ergebnis in Höhe von rund fünf Millionen Mark vor Goodwill ankündigen, bedingt durch die Kosten für Akquisition, Aufwendungen für den noch in dem Jahr geplanten Wechsel in den Neuen Markt sowie gezielte Investitionen in das interne Wachstum. Doch bereits im nächsten Jahr wollen die Stuttgarter wieder schwarze Zahlen schreiben. Nach vorliegenden Plänen soll das Geschäftsjahr 2001 mit einem Umsatz von 100 Millionen Mark abschließen - bei einer Umsatzrendite zwischen zehn und 12 Prozent.

Grund für den Optimismus liefert der IT-Schulungsmarkt, der sich nach Schätzungen des Kölner Instituts der Deutschen Wirtschaft auf ein jährliches Volumen von rund zehn Milliarden Mark beläuft. Hinzu kommen die bekannten Branchentrends: So fehlen der hiesigen Industrie sowie den Anwenderfirmen nach - allerdings sehr optimistischen Schätzungen - an die 200 000 Fachkräfte allein im Bereich Netzwerktechnik. Zudem haben sich die Innovationszyklen auf inzwischen weniger als ein Jahr verkürzt.