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Getronics-Aufsichtsrat setzt Firmenchef und Finanzvorstand vor die Tür

24.02.2003

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Wegen der "stark unterschiedlichen Auffassung über die Führung des Unternehmens" hat der Aufsichtsrat von Getronics CEO Peter van Voorst und Finanzchef Jan Docter gebeten, ihre Ämter niederzulegen. Beide sind dieser Aufforderung nachgekommen. Axel Rückert als CEO und Klaas Wagenaar als CFO übernehmen nun mit sofortiger Wirkung das Tagesgeschäft des drittgrößten europäischen IT-Serviceunternehmens. Der zurückgetretene Firmenchef Van Voorst war bereits seit 1969 bei dem Amsterdamer IT-Dienstleister beziehungsweise dessen Vorgängerfirmen tätig, Docter übte das Amt des Finanzvorstands bereits seit 1988 aus. Die neue Getronics-Führung soll offiziell auf einer Aktionärsversammlung am 9. April bestätigt werden.

Nach Meinung von Analysten wurde die Ernennung der restrukturierungserprobten Topmanager von Bondholdern als Gegenleistung für einen geplanten Dept-for-Equity-Tausch gefordert. Getronics steckt mitten in den Bemühungen, den 1999 bei der Übernahme von Wang Global aufgetürmten Schuldenberg in Höhe von 450 Millionen Euro abzubauen. Um ihr langfristiges Überleben zu sichern, haben die Amsterdamer Anfang des Jahres die Inhaber von Wandelanleihen aufgefordert, diese in Aktien umzuwandeln. Nach dem Debt-for-Equity-Tausch würde das Unternehmen zu 57 Prozent den Bondholdern gehören. Gleichzeitig ist ein Reverse Stock Split im Verhältnis 25:1 und die Ausgabe von bis zu 545 Millionen neuen Stammaktien geplant. Durch die Maßnahmen würde das bestehende Aktienkapital um 133 Prozent verwässert werden (Computerwoche online berichtete). Getronics hatte

Anfang vergangener Woche bekannt gegeben, dass 60 Prozent der Bondholder - ebenso wie das neue Management - den Umtausch befürworten würden.

Nach neuer Prognose erzielte der IT-Dienstleister im vergangenen Geschäftsjahr einen EBITA-Profit (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen ) von 106 (zuvor 124) Millionen Euro. Das Endergebnis wird voraussichtlich aufgrund von Wertberichtigungen in Höhe von 375 Millionen Euro tiefrot ausfallen. Die endgültigen Zahlen für 2002 will das Unternehmen am 4. März bekannt geben. (mb)