Linux Advanced Server findet in der Industrie Anklang

Gestärktes Red Hat kompromissbereit

05.07.2002
MÜNCHEN (ls) - Red Hats "Linux Advanced Server" findet in der Softwareindustrie Zuspruch. Immer mehr große Namen der Branche schließen sich dem zugehörigen "Alliance Program" an und bieten ihre Produkte im Bundle mit dem Betriebssystem an. Eine Frontstellung gegen United Linux wird aber vermieden.

Mit dem Ende März dieses Jahres präsentierten Advanced Server hat Red Hat offenbar ins Schwarze getroffen. Dieses Linux-Betriebssystem ist dediziert für Intel-basierende Server-Anwendungen in Unternehmen konzipiert und umfasst dazu Erweiterungen des normalen Linux-Pakets, welche die Zuverlässigkeit, Verfügbarkeit, Skalierbarkeit und Administration verbessern.

Dazu gehören ein weltweiter 24x7-Support sowie Cluster-Fähigkeit mit Fail-over-Konfiguration und einer einfach zu administrierenden, Java-gestützten Web-Konsole für den "Red Hat Cluster Manager". Das System unterstützt bis zu acht parallele CPUs und asynchronen In- und Output. Zum Paket gehören verschiedene Leistungsvarianten des "Red Hat Network" für automatische Sicherheits- und Performance-Updates. Der Preis beginnt bei 800 Dollar pro Server.

Das von Red Hat betriebene Alliance Program zeitigt insbesondere um den Advanced Server Erfolge. Als erstes Unternehmen hatte Fujitsu-Siemens Computers (FSC) vorkonfigurierte Web-Server-Farmen mit dem Red-Hat-Betriebssystem ins Angebot genommen. Es folgte unter dem Slogan "Unbreakable Linux" ein Bündnis von Oracle und Dell mit dem Distributor, das ein Bundle von Server, Linux und Datenbank anbietet. Umgehend folgte Hewlett-Packard mit der gleichen Datenbank-Linux-Offerte auf Basis von Proliant-Servern. Jetzt bietet Lotus direkt und über Partner fertige Intel-basierende X-Series-Server von IBM mit der "Domino"-Groupware auf Advanced-Server-Basis an.

Diese Erfolge dürften Red Hats Position im Wettbewerb der Linux-Distributionen stärken. Gleichwohl äußert sich das Unternehmen gegenüber der um das kommende Betriebssystem "United Linux" vereinten Konkurrenz von Suse, Turbolinux, Conectiva und Caldera in moderaten Tönen. Es sei nicht beabsichtigt, sondern ein zeitlicher Zufall gewesen, so Red Hats Marketing-Chef Mark de Visser, dass die Vorstellung von United Linux und die Erfolgsmeldungen von Red Hat sich überlappten, was den Eindruck eines Linux-Schismas hervorrief. Es spreche nichts gegen ein um Red Hat erweitertes "wirklich United Linux".

"Die United-Linux-Allianz kann bekommen, was wir mit dem Advanced Server haben", erklärt de Visser. "Wir könnten uns auf der Basis von Advanced Server einigen." Das möchte er nicht als Bedingung verstanden wissen, sondern als Angebot. "United Linux möchte in einem halben Jahr das erreichen, was wir jetzt schon haben. Warum sollte man auf fortschrittliche Red-Hat-Technologie verzichten? Die United-Linux-Allianz ist willkommen, wir können uns einigen."

Eine weiter als bisher gehende Übereinstimmung der Linux-Distributionen wird auch von den mächtigen Industriepartnern Red Hats gefordert. Alle großen Anbieter der IT-Branche monieren, es sei ihnen zu kostspielig ihre Anwendungen an eine Vielzahl von Distributionen anzupassen und die Systeme zu testen. "Deshalb begrüßen wir United Linux", erklärt Greg Kellener, Linux-Produkt-Manager beim neuen Red-Hat-Verbündeten IBM-Lotus. Domino werde es auch für United Linux geben. "Aber wir möchten natürlich eine noch bessere Standardisierung von Linux."

Es geht vor allem um Linux auf preisgünstigen Intel-basierenden Servern, die eine immer stärkere Konkurrenz zu Risc-Unix-Systemen werden. Der Hauptkonkurrent der Linux-Distributionen wie der Systemanbieter IBM, HP, Dell, FSC etc. ist dabei Sun Microsystems, das eine eigene Linux-Distribution angekündigt hat.

Red-Hat-Manager de Visser schätzt die strategischen Perspektiven entsprechend ein: "Sun wäre dann ein signifikant stärkerer Wettbewerber als United Linux."