ARD vs. Verleger

Gesprächsbereitschaft über 'Tagesschau'-App

14.09.2011
Die "Tagesschau"-App für Handys und Kleincomputer ist beliebt, aber umstritten. Gibt es eine Kompromissmöglichkeit zwischen Zeitungsverlegern und ARD?

In den erbitterten Streit zwischen Zeitungsverlegern und ARD um die "Tagesschau"-App für Smartphones und Tablet-Computer kommt Bewegung. Die ARD-Vorsitzende Monika Piel signalisierte in einem Interview der Nachrichtenagentur dpa Gesprächsbereitschaft mit den Zeitungsverlegern: "Möglich wäre, bei der "Tagesschau"-App den Video- und Audioanteil noch weiter in den Vordergrund zu rücken, auch wenn ich für den anhängigen Rechtsstreit keine unmittelbare Veranlassung sehe", erklärte Piel, die auch WDR-Intendantin ist. Sie sei weiterhin bereit, über Kompromisse und Kooperationen zu sprechen. Ganz ohne Schrift werde es aber nicht gehen.

Der Geschäftsführer der Zeitungsgruppe WAZ und Vorsitzende der NRW-Zeitungsverleger, Christian Nienhaus, meinte in einem parallel geführten dpa-Interview: "Wir fordern, dass ARD und ZDF auf presseähnliche Texte verzichten. Audios und Videos hingegen gehören zum öffentlich-rechtlichen Auftrag und könnten auch im Internet angeboten werden." Die ZDF-Mediathek sei ein Beispiel dafür, dass es auch ohne ausschweifende Texte gehe.

Der Streit um Anwendungen für Smartphones wird auch Thema beim Zeitungskongress des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger am 19. und 20. September in Berlin sein. Dort ist eine Podiumsdiskussion mit Nienhaus und NDR-Intendant Lutz Marmor geplant.

Nienhaus verteidigte die Klage mehrerer Verlage gegen die "Tagesschau"-App. Qualitätsmedien werde es in Zukunft nur geben, wenn sie solide finanziert seien, betonte er. "Wenn es dazu einer rechtlichen und medienpolitischen Klärung bedarf, dann ist auch eine hartnäckige Auseinandersetzung in Kauf zu nehmen." Er unterstrich: "Eine textbasierte Berichterstattung von ARD und ZDF stößt massiv in den Kernbereich der Presse vor und zählte noch nie zu den Aufgaben des öffentlich-rechtlichen Rundfunks." Verlage könnten im digitalen Wandel nicht die notwendigen Erlöse erzielen, wenn die gebührenfinanzierten Sender dauerhaft kostenlose Volltextdienste anböten.

Piel betonte dagegen: "Ich sehe nicht, dass wir mit der "Tagesschau"-App das Geschäft der Zeitungsverlage kaputt machen. Die "Tagesschau"-App ist schließlich keine Zeitung, sondern bietet genau das, was es seit 1996 bereits auf "tagesschau.de" gibt." Damit erfülle die ARD ihren gesetzlichen Auftrag. Mehr als ein Fünftel der rund 50 Millionen deutschen Online-Nutzer verfüge über ein Smartphone oder einen Tablet-Computer. "Das kann und darf die ARD nicht ignorieren. Unser Publikum erwartet - zu Recht - dass es die Inhalte, für die es Rundfunkgebühren bezahlt hat, auch auf allen relevanten Endgeräten abrufen kann." (dpa/ajf)