Kanzler-Dialog mit Computer

Gesetz gegen EDV-Chinesisch

04.03.1977

BONN/HAMBURG (CW) - "Ich habe die Computer-Sprache nicht entziffern können Einiges war offenbar mit Absicht verschleiert." Dies erklärte Bundeskanzler Helmut Schmidt der Süddeutschen Zeitung in einem Interview, in dem er sich als Hamburger Bürger Schmidt beklagt, daß er "einige Telefon- und Stromrechnungen nicht verstehen kann".

Der anwenderfeindliche Computeroutput ist dem Kanzler so suspekt, daß er eine ähnliche gesetzgeberische Initiative ankündigte, wie sie gegen das "Kleingedruckte" durchgezogen worden ist. Dem für viele Menschen entstehe das "unbestimmte, unheimliche Gefühl", formulierte Schmidt deutsche Ängste, "an Maschinerien ausgeliefert zu sein, die man nicht durchschaut und die man schon gar nicht nachkontrollieren kann."

Konkreter Anlaß war offenbar eine Wasserrechnung. Schmidt brieflich an die Hamburger Wasserwerke: "In der... Spalte, die den Verbrauch angibt, ist nicht zu erkennen, sondern erst durch längeres Nachdenken zu vermuten, daß der Verbrauch... durch Ablesen seitens eines HWW-Kontrolleurs festgestellt wurde; die Rechengrundlage für den Verbrauch in der vorausgegangenen Periode bleibt unklar."