Gesellschaften arbeiten noch ein Jahr parallel Die CSC erhoeht ihren Anteil an der Ploenzke AG auf 75 Prozent

07.04.1995

MUENCHEN (ciw) - Im Zuge einer Verdopplung des Grundkapitals auf 20 Millionen Mark hat die Computer Sciences Corp. (CSC), El Segundo, ihre Beteiligung an der Ploenzke AG, Kiedrich, von 50 auf 75 Prozent und eine Aktie erhoeht. Seit Beginn dieses Monats treten die deutsche CSC-Dependance und Ploenzke unter dem gemeinsamen Namen CSC Ploenzke auf.

Noch besteht keine Einigung darueber, ob eine Aktiengesellschaft als Holding etabliert wird. Sicher ist indes, dass die Integration aller Aktivitaeten bis April 1996 abgeschlossen sein soll. Die Zusammenfuehrung der drei Ploenzke-Gesellschaften Informatik, Akademie und Consult sowie der CSC GmbH und der CSC Services GmbH uebernimmt ein Management-Board aus Vertretern beider Partner. Dem Vorstandsvorsitzenden Klaus Ploenzke zufolge operieren die Firmen noch fuer zirka ein Jahr parallel.

Diese Zeit soll genutzt werden, "um uns gegenseitig besser kennenzulernen und die Kundenverantwortungen festzulegen". Nach Ablauf dieser Frist oder frueher werden die Aktivitaeten "branchen- und regionalorientiert zusammengelegt".

Ob die Einzelgesellschaften erhalten bleiben oder Aufgaben anders verteilt und neue Firmen gegruendet werden, ist noch nicht entschieden. Das gleiche gilt fuer die Gesellschaftsform des Dachunternehmens. Hiess es noch im Dezember vergangenen Jahres, dass eine CSC Ploenzke AG als Holding der fusionierten Unternehmen fungieren werde, scheint man jetzt in Kiedrich und El Segundo, dem Hauptquartier der CSC, noch einmal ueber die endgueltige Firmenkonstruktion nachzudenken. Von den Integrationsaktivitaeten ausgenommen bleibt die in der Strategieberatung taetige CSC Index GmbH. Sie fuehrt ihre Geschaefte eigenstaendig weiter.

Ueber kuenftige Taetigkeitsfelder und Expansionsplaene ist man sich offenbar einig. Im abgeschlossenen Geschaeftsjahr 1994 erzielte Ploenzke "bei zufriedenstellendem Ergebnis" einen Umsatz von rund 275 Millionen Mark. Das sind 22,6 Prozent mehr als 1993. Addiert mit den Einnahmen der CSC GmbH, ergibt sich ein Umsatz von rund 310 Millionen Mark. Fuer den Berichtszeitraum vom 1. April 1995 bis zum 31. Maerz 1996 rechnet das neue Unternehmen - nicht zuletzt durch einen ersten grossen Outsourcing-Vertrag in Deutschland - mit Erloesen von rund 350 Millionen Mark.

"Regional ergaenzen sich CSC und Ploenzke in Europa hervorragend", betont Ploenzke. War der US-Dienstleister in Deutschland, Spanien, Oesterreich und der Schweiz ziemlich schwach auf der Brust, kann das Unternehmen aus Kiedrich von der Praesenz der Amerikaner in England, Frankreich, Holland und Belgien profitieren. Auch die Geschaeftsaktivitaeten passten zueinander, fuehrt der Unternehmensgruender aus. "Nur in den Sektoren Telecom, Verkehr und Militaer gibt es Ueberschneidungen." Neben der Finanzkraft der CSC Corp., die CSC Ploenzke bei seinem verstaerkten Engagement als Generalunternehmer in Grossprojekten zugute komme, duerften die Partner vom gegenseitigen Know-how-Transfer profitieren. "Wir koennen durch CSC Outsourcing anbieten und internationaler agieren", erklaert Ploenzke.

Ronald Mackintosh, President und CEO der CSC Europe, hat ehrgeizige Wachstumsplaene. Er will den Umsatz in Europa von zuletzt 700 Millionen Dollar (inklusive Ploenzke) in zwei bis drei Jahren auf eine Milliarde Dollar erhoehen. Allein die Sektoren Beratung und Integration sollen in dieser Zeit zwischen 15 und 25 Prozent wachsen. Darueber hinaus duerfte in Frankreich die Praesenz durch eine Akquisition verstaerkt werden.

Bei der Ausweitung des Geschaefts denkt der Schotte an Systemintegration, Business Re-Engineering und Outsourcing (siehe Interview Seite 9) sowie nicht zuletzt an die SAP-Implementierung und -Beratung. Hier will man vor allem aus dem Know-how bei Ploenzke Kapital schlagen. Die 300 in Kiedrich angesiedelten SAP- Spezialisten sollen das Geschaeft mit der Standardsoftware, mit dem die Ploenzke AG bisher ein Viertel ihres Umsatzes generierte, auch fuer die CSC in Europa und den USA vorantreiben. "Wir haben zum Beispiel ein Train-the-Trainer-Konzept entwickelt und koennen schon bald die ersten SAP-Spezialisten in die USA schicken, die dort weitere CSC-Mitarbeiter schulen werden", berichtet Ploenzke. Bisher verfuege CSC USA in diesem Bereich nur ueber 40 Mitarbeiter. Angesichts des dort boomenden R/3-Marktes, auf dem 1995 erstmals mehr Neuinstallationen zu erwarten seien als in Europa, sei hier eine Verstaerkung absolut notwendig. "Das ist die letzte Chance fuer CSC, auf diesen Zug aufzuspringen", vermutet Ploenzke.

Der Unternehmensgruender betonte allerdings, dass auch die neue Gesellschaft kein Vertriebspartner des Walldorfer Softwarehauses sein werde: "Wir haben das immer abgelehnt, wir wollen unabhaengig bleiben, keine Verpflichtungen und Provisionen haben." Der Markt sei auch ohne eine solche Bindung attraktiv genug. Zumindest in den naechsten fuenf Jahren werde die SAP noch sehr stark wachsen. Allerdings wuerden dann auch andere Mitbewerber eine groessere Rolle spielen. "Es ist sicher auch zum Angriff geblasen worden, um die SAP mit dieser Komplexitaet in der Software nicht die Nummer eins bleiben zu lassen." Dieses Ansinnen muesse nicht erfolglos bleiben, weil manche SAP-Kunden mit den hohen Kosten unzufrieden seien.

Siehe auch: CW 14; S. 13 Positive Resonanz bei Mitarbeitern