Geschäftsprozesse nachhaltig überwachen

30.06.2004
Von Christian Zillich

Probleme mit der Lieferkette

Mit den Erfahrungen zeigte sich Browarzik zufrieden und kündigte an, das Verfahren auch für das Material-Management und die Überwachung des Stammdatensystems einzusetzen: "Wir wollen PPM zusammen mit dem SAP-Business-Warehouse (BW) zum zentralen Monitoring-Tool machen", so der IT-Manager. Obwohl durch die Einführung von ERP-Systemen die Prozesse im Unternehmen eigentlich besser abgebildet sein sollten als vorher, scheint die von Browarzik geschilderte Effizienzdelle keineswegs die Ausnahme darzustellen. Wie Henkel schlug sich auch BASF mit den Folgen einer großen SAP-Einführung herum, nachdem der Konzern die Software an seinem größten und wichtigsten Standort Ludwigshafen eingeführt hatte. Die internen Lieferketten hatten mit Problemen zu kämpfen, die Prozessqualität konnte nicht gemessen werden, und die Zahl der Kundenbeschwerden nahm zu. Insgesamt war die Lieferzuverlässigkeit schlechter als vor der ERP-Einführung. Als wichtigste Gründe machte der Konzern System-, Organisations- und Schulungsdefizite aus.

In der Folge rief BASF eine Stabsstelle für Geschäftsprozessoptimierung ins Leben. Deren Leiter, Christian Gumpinger, begann die Kernprozesse unter die Lupe zu nehmen und beschloss in Absprache mit allen beteiligten Fachabteilungen, zuerst den Prozess vom Auftragseingang bis zur Fakturierung anzugehen. Im April vergangenen Jahres ging Gumpingers Team die entsprechenden Abläufe bei zwei sehr unterschiedlichen Geschäftseinheiten an, wobei Verkaufs- und Produktionsplanung nicht einbezogen wurden. In einem ersten Schritt befragte sein Team mehr als 40 am Prozess beteiligte Mitarbeiter und ermittelte so eine Reihe von Störfaktoren. Deren Auswirkungen untersuchten die BASF-Leute zusammen mit den hinzugezogegen IDS-Scheer-Consultants. Schließlich analysierte Gumpingers Mannschaft, welche Optimierungspotenziale und Aufwände mit Prozessänderungen in den einzelnen Bereichen verbunden sind. So ließen sich Faktoren nach ihrer Bedeutung und Häufigkeit ordnen. Außerdem galt es, die wichtigsten Störfaktoren messbar zu machen. Mit dieser Vorgehensweise machte Gumpinger drei kritische Bereiche aus, die einen Großteil der Probleme verursachten. Zur Abhilfe entwickelte BASF 60 Maßnahmen, wovon die 20 wichtigsten tatsächlich umgesetzt wurden. Um die Wirksamkeit zu überprüfen, setzte auch BASF den PPM ein. Seit dem erfolgreichen Abschluss des Projekts nutzt der Konzern das Tool, um die kritischen Einflussfaktoren im Auge zu behalten und weiter zu optimieren.

Dass sich die beschriebenen Verfahren in abgewandelter Form auch für die Verbesserung der Prozesse innerhalb von IT-Abteilungen eignen, zeigte der Vortrag von Roman Studenic, Manager Factory Systems beim Agrarmaschinenhersteller John Deere in Mannheim.