Kombination aus Duns-Nummer und digitalen Zertifikaten

Geschäftspartner im Web identifizieren

05.01.2001
MÜNCHEN - Für die deutsche Exportindustrie, insbesondere den Maschinenbau, birgt das öffentliche Internet beträchtliche Chancen, den Kreis seiner Kunden in aller Welt auf kostengünstige Weise zu erweitern. Eine Infrastruktur für den vertrauenswürdigen Austausch via Web befindet sich im Aufbau. Von Dieter Bülow*

Beim Übermitteln von vertraulichen Dokumenten wie individuellen Konditionen eines Kunden, Aufträgen beziehungsweise Verträgen und Arbeitsunterlagen haben viele Manager jedoch Bauchschmerzen, denn sie sorgen sich um die Sicherheit. Die Vertrauensfrage stellt sich bereits bei der ersten Anfrage eines prospektiven Neukunden: Ist er überhaupt derjenige, der er zu sein vorgibt? Denn schließlich will nicht jede Branche uneingeschränkte Einsicht in ausführliche Produktbeschreibungen gewähren. Gibt es diese Armaturenfabrik aus Uruguay wirklich, oder ist sie die Erfindung eines Scherzbolds am Home-PC?

Ein Weg, etwas über den Geschäftspartner in Erfahrung zu bringen, geht über die neunstellige Data-Universial-Numbering-System-(Duns-)Nummer. Weltweit sind rund 60 Millionen Unternehmen unter einer solchen Zahl erfasst. Dahinter finden sich Auskünfte wie Bonität, Zahlungsverhalten, berechtigte Mitarbeiter, Verflechtung im Sinne der Eigentumsverhältnisse etc. Die Vereinten Nationen, die US-Bundesregierung, die Europäische Kommission und mehr als 50 Industrie- und Handelsvereinigungen in aller Welt erkennen sie als Standard an. Duns-Nummern werden von dem Spezialisten für Wirtschaftsauskünfte Dun & Bradstreet geführt und sind die Organisationsbasis für dessen in den meisten Ländern der Welt von eigenen Gesellschaften gespeiste Datenbank. Das dort gespeicherte Material ist zwar auch gedruckt oder als Datei einsehbar, doch im E-Commerce kann es direkt in die Online-Steuerung von Geschäftsprozessen im Internet und in ERP-Systemen einfließen.

Sobald nicht mehr nur Informationen ausgetauscht, sondern Geschäftsprozesse angestoßen werden, erhebt sich die Frage nach der Vertraulichkeit der Daten. Dies lässt den Wunsch nach Verfahren zur Absicherung gegen unbefugte Einsicht Dritter sowie zur rechtlich relevanten Authentifizierung der Partner aufkommen. Zum Identifizieren des Gegenüber im Web reicht die Duns-Nummer nicht. Helfen können hier digitale Zertifikate. Mit ihnen vermögen sich Kommunikationspartner über digitale Netze gegenseitig zu authentifizieren, um dann beispielsweise verschlüsselte Dokumente auszutauschen. Zertifikate erhalten sowohl Privatpersonen als auch Unternehmen von Trust-Centern (Zertifizierungsstellen). International operierende Zertifizierungsstellen wie Verisign und Identrus stellen weltweit Zertifikate auf Basis der Duns-Nummer aus.

Ein Problem besteht zurzeit noch für die deutschen Trust-Center, Zertifikate in fernen Ländern zu organisieren. Aber die Firma TC Trustcenter aus Hamburg wird in Kürze auf diese Weise global aktiv sein, ferner verhandeln gegenwärtig D-Trust (Bundesdruckerei), Postsign (Deutsche Post) und Telesec (Deutsche Telekom) mit Dun & Bradstreet über eine ähnliche Zusammenarbeit.

*Dieter Bülow ist freier Journalist in Obernhain/Taunus.

AnbieterportaleWie kann der prospektive Kunde überhaupt die für ihn relevanten Web-Adressen erfahren - von eher zufälligen Verbindungen abgesehen? Dafür bedarf es einer eigenen Infrastruktur zur Distribution der Anbieter-Domains. Der Lösung dieses Problems widmet sich zum Beispiel der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) aus Frankfurt am Main. Unter www.engineeringscout.com ist ein umfassendes Informationssystem über Firmen, Produkte und Dienste aus deutschen Landen im Aufbau begriffen. Pionierfunktion kommt dabei dem Bereich Antriebstechnik zu, für den die Website dem Interessenten aus dem Ausland schon heute über tausend konkrete Anbieter liefert. Einen umfassenden Suchmaschinen-Katalog deutscher Firmen und Produkte hält darüber hinaus die Deutsche Messe AG unter www.globis.com bereit. Dieser ist allerdings auf die Aussteller mindestens einer der Messen in Hannover beschränkt.

An einem all dem übergeordneten Portal arbeiten der DIHT, das Wirtschaftsministerium (Bundesstelle für Außenhandelsinformationen, bfai.com) und die Fachverbände gemeinsam. Ab Januar 2001 soll e-trade-center.com als Website des DIHT ans Netz gehen.