Geschaeftsfuehrer der Multimedianetz warnt die Telekom Privater Carrier spekuliert auf TK-Kunden im Raum Duesseldorf

23.09.1994

DUESSELDORF (pg) - Der Startschuss fuer den privaten City-Carrier Multimedianetz GmbH ist gefallen. Nach knapp zweijaehriger Vorbereitung haben die WestLB und die Stadtwerke Duesseldorf jetzt ihr TK-Joint-venture aus der Taufe gehoben.

Die Multimedianetz GmbH, an der beide Partner mit jeweils 50 Prozent beteiligt sind, sorgte schon im Vorfeld ihrer Gruendung fuer Schlagzeilen. Es galt als sicher, dass die Duesseldorfer den Auftrag zur Vernetzung von 13 Ministerien in der nordrhein-westfaelischen Hauptstadt bereits in der Tasche hatten. Doch das Geschaeft mit dem oeffentlichen Dienst ist gefaehrdet: In letzter Sekunde reichte die Telekom ueber ihre Tochter DeTeSystem noch ein zweites Angebot nach (vgl. CW Nr. 35 vom 2. September 1994, Seite 1), das dem privaten Netzbetreiber den ersten Kunden streitig machen koennte.

Erfolgreiche Verhandlungen mit den ersten Kunden

Trotz der Konkurrenz der Telekom geben sich die Verantwortlichen der Multimedianetz GmbH optimistisch. In der Planung sind die Marktchancen des TK-Dienstleisters laut Rudolf Holdijk, Mitglied des Vorstands WestLB, exakt ausgelotet worden. Sieben Unternehmen in Duesseldorf haetten, so Holdijk, in Vorgespraechen ihre Bereitschaft signalisiert, kuenftig die Dienste der Multimedianetz in Anspruch zu nehmen. "Die werden mit grosser Sicherheit kommen", sagte der Vorstand.

Auf die Frage der COMPUTERWOCHE, ob das Unternehmen auch weiterhin mit Kampfangeboten der Telekom rechne, antwortete Horst Schaefers, Geschaeftsfuehrer der Multimedianetz GmbH, mit einem klaren "Ja". Der TK-Experte ist dennoch sicher, gegen die Bonner im Wettbewerb bestehen zu koennen. "Die Telekom wird auf Dauer die Maerkte, wo Konkurrenten auftreten, nicht mit Kampfpreisen sabotieren koennen", kommentierte Schaefers die Marktpolitik des Carriers. In Anspielung auf die im Datex-P-Dienst aufgedeckte Quersubventionierung aus dem Monopolbereich warnte Schaefers die Telekom: "Wir wissen genau, was noch kostendeckend ist."

Die Gesellschaft wird eigenen Angaben zufolge zunaechst Glasfaserstrecken an Behoerden, Finanz- und Dienstleistungsunternehmen vermieten. In einer ersten Ausbaustufe sei, so Schaefers, die Errichtung eines 40 Kilometer langen Netzwerkes geplant, wovon 16 Kilometer bereits installiert sind. Auf das Netz soll ATM-Technik aufgesetzt werden. Die Multimedianetz beabsichtigt ferner, redundante digitale Uebertragungskanaele, die Verbindung und Verwaltung lokaler Datennetze im Mittelstand sowie den Betrieb zentraler Telefonnetze fuer geschlossene Benutzergruppen anzubieten.

Ausserdem wollen die Nordrhein-Westfalen ihr Know-how bei der Realisierung von Netzen in bare Muenze umsetzen. Zum Angebot der Multimedianetz wird deshalb auch die Beratung bei der Konzeption von TK-Netzen sowie deren Planung zaehlen. "Die Integration von Daten und Sprache hat der WestLB selbst schon Einsparungen in zweistelliger Millionenhoehe gebracht", pries Holdijk den Erfahrungsschatz der Baenker in Sachen Daten- und Voice- Kombination.

Die Stadtwerke Duesseldorf versprechen sich laut Vorstand Karl- Heinz Lause durch das Joint-venture eine bessere Auslastung ihres Netzes. Da Strom und Wasser auf Dauer eher schrumpfende Maerkte darstellen, muessten sich die Stadtwerke kuenftig auf auch auf die Bereiche Entsorgung und Kommunikationstechnik konzentrieren. "Das ist ein Stueck kommunaler Auftrag und Selbstverstaendnis", meinte Lause. Der Vorstand schloss allerdings, trotz der gegenwaertigen Multimedia-Euphorie, ein Interesse am Consumer-Markt aus.