Geschaeftsfuehrer Baudouin erlaeutert neue Tools und neues Selbstverstaendnis IDE will durchstarten - mit abgespecktem Management

01.10.1993

MUENCHEN (CW) - Viel Neues bei Interactive Development Environment (IDE): Das Unternehmen hat neue Partner gefunden, bietet eine neue Methode zur Software-Entwicklung an und bekommt eine neue Struktur.

"Wir mussten den Overhead und die Kosten reduzieren soweit es ging," erlaeutert Patrick Bau- douin, Vice- President Europa sowie Geschaeftsfuehrer der IDE GmbH in Muenchen. Erfolge liessen sich schon jetzt absehen. Die europaeische Reorganisation, in der Hauptsache eine Zentralisation von Marketing und Finanzverwaltung im franzoesischen Versailles, begann im Sommer, als Chris Kenber neuer CEO der IDE Inc. wurde. Zugleich zog sich Firmengruender Tony Wassermann aus dem aktiven Geschaeft zurueck, wenngleich er im Vorstand bleibt.

Laut Baudouin gab es in der Hauptsache zwei Antriebsfedern zur organisatorischen Umgestaltung des Unternehmens: Das Unternehmen sei aus dem urspruenglichen Konzept herausgewachsen - zum einen in der Firmengroesse, zum anderen durch eine Verlagerung bei der Produktplazierung. Zunaechst fuer den technischen Bereich gedacht, wuerden die CASE-Tools mehr und mehr fuer kommerzielle Anwendungen verwendet. Nun wolle IDE-Europa die Nummer eins unter den Anbietern von objektorientierten CASE-Werkzeugen werden.

Country Manager wurden entlassen

Sodann habe das Unternehmen auch die Rezession zu spueren bekommen. Besonders im ersten Halbjahr 1993 sei ein Wachstumsrueckgang zu verzeichnen gewesen, waehrend beispielsweise die Wachstumsraten in Europa 1991 und 1992 zwischen 40 und 60 Prozent gelegen haetten. Die Umstrukturierung ist laut Baudouin noetig geworden, als klar wurde, dass die Anzahl der Kunden schneller gestiegen sei als die Einkuenfte des Unternehmens. Das bedeutete die Reduktion des Verwaltungsaufwands sowie den Ausbau des Vertriebs.

Eine straffere Organisation in Europa brachte die Entlassung der jeweiligen Country Manager mit sich; in Deutschland beispielsweise gab es keine Aufgaben mehr fuer Paul Versteeg. Die deutsche Niederlassung existiert allerdings weiter in ihrer bisherigen Rechtsform, und Baudouin bleibt Geschaeftsfuehrer, der bislang gemeinsam mit Versteeg das Unternehmen leitete.

Gleichzeitig versucht IDE, die Verkaufszahlen anzukurbeln. So wurde die Verkaufsmannschaft um Vertriebsleute in Hamburg und Frankfurt verstaerkt. Der technische Support verbleibt in Muenchen und in Nettetal bei Duesseldorf. Ein frischer Wind weht auch durch die Produkt- familie "Software through Pic- tures" (StP). Sie wird um eine Technik zur Objektorientierten Programmodellierung (OMT) erweitert. Die zugrundeliegende Methode wurde von der amerikanischen General Electrics Corp. (GE) entwickelt. Sie verhalte sich zur Tony-Wassermann-Methode komplementaer, gibt Don Kavanagh, IDEs Senior Consultant, an.

Waehrend mit OMT im wesentlichen eine inkrementelle Analyse vom Groben zum Feinen modelliert werden koenne, beziehe sich die Wassermann-Notation hauptsaechlich auf detailliertes Programmdesign. Es sei bereits an die Integration beider Systeme gedacht. Die StP/OMT-Tools koennten funktionelle Abhaengigkeiten, Objekte und Prozesse abbilden.

Mit geradezu missionarischem Eifer beteuert Baudouin, im ersten Schritt muesse die Methode der objektorientierten Entwicklung akzeptiert werden, dann koennten Tools eingesetzt werden, und letztlich sollten sie auch richtig verwandt werden. Nur so sei der Erfolg eines Projektes gewaehrleistet.