Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (Icann)

Geschäftserfolg zwingt Internet neue Regeln auf

04.06.1999
BERLIN (CW) - Auf einer Sitzung in Berlin hat die Internet-Gemeinde die Schaffung eines weltweiten und demokratisch organisierten Gremiums vorangetrieben. Probleme gibt es bei der Vergabe von Domain-Namen sowie bei der Einbindung nichtkommerzieller Organisationen.

Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (Icann) heißt die von der US-Regierung angeregte Organisation, die sich derzeit noch in Gründung befindet. Zu den ersten Beschlüssen des vorläufigen Verwaltungsrats gehört die Einrichtung einer Domain Name Supporting Organization (DNSO).

Der DNSO fällt die seit Jahren umstrittene Regelung der Vergabe von Top-Domain-Namen zu. Aufgrund der Kommerzialisierung des Web hat sich sowohl die Namensvergabe durch das US-Monopolunternehmen Network Solutions Inc. (NSI) erledigt als - vermutlich - auch die bislang übliche Paxis des "Wer zuerst kommt, mahlt zuerst". Bei dieser Art der Vergabe käme die DNSO nämlich mit verschiedenen nationalen Urheberrechten in Konflikt, die eingetragene Markennamen in unterschiedlicher Weise schützen.

Als Grundlage einer künftigen Lösung gilt der Vorschlag der World Intellectual Property Organization (Wipo), einer Unterorganisation der Vereinten Nationen. Die entscheidende Frage, wie mit "berühmten Namen" bei der Eintragung von Domains umgegangen wird, wurde jedoch verschoben - vermutlich auch, weil nicht klar ist, welchen rechtlichen Spielraum es gibt.

Zu den offenen Fragen von Bedeutung gehört die Rolle der privaten, nichtkommerziellen Web-Seiten. Eigentlich sollte diese Gruppe wie auch die sechs anderen in Berlin eingerichteten Bereiche drei Mitglieder für den Namensrat abordnen, der die DNSO lenkt. Der dafür eingereichte Vorschlag war der kommissarischen Icann-Vorsitzenden Esther Dyson noch nicht ausgereift genug. Bei den anderen DNSO-Bereichen handelt es sich um Länder, Handels- und Geschäftseinheiten, allgemeine Domains, Urheberrechts-Belange, Internet-Diensteanbieter und Registrierungsfirmen.

Bis September nächsten Jahres will Icann die Verwaltung und Kontrolle von Domain-Namen, IP-Adreßbereichszuteilung und die Integration von Internet-Protokollen übernehmen. Die Hürden dafür sind hoch. So hat sich die gemeinnützige Organisation verpflichtet, ein "Prüfungs- und und Gleichgewichtssystem für die Internet-Infrastruktur zu schaffen, das die legitimen Bedürfnisse aller Beteiligten berücksichtigt". Gleichzeitig soll die Organisation die Einrichtung eines repräsentativen, globalen und demokratischen Mitgliedschaftssystems vornehmen.

Die Icann-Gründer sind sich der Spannungen bewußt, die sich ergeben, wenn nationales und internationales Recht, basisdemokratische Internet-Traditionen und kommerzielle Interessen aufeinander prallen. Icann will daher lediglich Richtlinien für mögliche Lösungen vorgeben. Dabei wolle man, so Dyson, "nicht auf Interessensgruppen achten, sondern sich auf brauchbare Regeln konzentrieren".