Kommentar

Geschäftemacher

19.09.1997

Unsere Händler nehmen Bargeld, Schecks, Kreditkarten oder Ihren alten Computer" wirbt Apple derzeit in großen deutschen Tageszeitungen. Das angeschlagene Unternehmen macht mit dieser PR-Kampagne indirekt auf einen Zustand in der PC-Branche aufmerksam, der für Anwender völlig unzumutbar ist: Wer heute mit einem neuen Rechner - und sei er auch das absolute Nonplusultra an Technologie - den Laden verläßt, tut dies mit dem zurecht schlechten Gefühl, Altware nach Hause zu tragen. Der Superprozessor von heute ist morgen eine lahme Krücke, die ultimative Grafikkarte des Tages der Staubfänger der nächsten Woche.

Die DV-Industrie verkauft ihren Kunden solchen Werteverfall selbstgefällig als Zeichen für die nicht müde werdende Innovationskraft dieser Branche. Was sie allerdings verschweigt: Dieses sich immer schneller drehende Entwicklungskarussell ist für alle Computerhersteller ein Geschäftsmodell von existentieller Bedeutung - es bedient also lediglich die Interessen der Hersteller.

Das gesamte Kartell der Größer-Schneller-Besser-Apologeten verdient daran, seine Kunden im Bewußtsein permanenter technologischer Unzulänglichkeit zu belassen; ihnen glaubhaft die Botschaft zu vermitteln, nur das Neueste sei auch gut genug und geeignet, die Probleme des Anwenders zu lösen - eine bequeme Lüge. Und solange die PC- und Komponentenhersteller ausschließlich davon leben, Boxen zu verkaufen und ihre Lager schnellstmöglich zu leeren, wird sich hieran wohl auch nicht viel ändern. jm