Anwenderbericht Transport Kontor Eisenbach KG:

Gesamtpaket für Speditionen

10.10.1980

Speditionen sind ausgesprochene Massendatenverarbeiter. Bis vor wenigen Jahren ließen sie daher ihre Daten überwiegend in externen Rechenzentren auswerten. Seitdem es EDV-Systeme der Bürocomputer-Kategorie gibt, die sowohl vom organisatorischen Spielraum als auch vom Preis-/Leistungsverhältnis her eine "hauseigene" Alternative bieten, wechseln immer mehr mittelständische Transportunternehmen auf ein autonom arbeitendes System über. Einer dieser "Umsteiger" ist die Transport Kontor Eisenbach KG (TKE) aus Fuldabrück bei Kassel; Durch den Einsatz eines Magnetplattencomputers "System 9" von Taylorix sind die absoluten DV-Kosten nach Anwender-Angaben zwar nicht geringer geworden, der relative DV-Nutzen habe sich dagegen erheblich erhöht - vor allem in den zeitkritischen Bereichen.

Die Transport Kontor Eisenbach KG wurde 1972 gegründet. Sie hat sich in kurzer Zeit eine führende Stellung als Sammelgutverteiler im nordhessischen Raum gesichert. Etwa 70 Prozent des Umsatzes werden in dieser Sparte erzielt. Je knapp 15 Prozent entfallen auf Maschinentransporte und den Güternahverkehr. Der Fuhrpark umfaßt 25 Fahrzeugeinheiten von 7,5 bis 26 Tonnen, darunter ein Kühlwagen, zwei Hebebühnen-Fahrzeuge, ein Tieflader für Gabeltransporte und ein Niederflur-Hubwagen. Die Umschlaghalle ist verkehrsgünstig in der Nähe der Autobahnausfahrt Kassel-Mitte gelegen, die Warenannahme rund um die Uhr geöffnet. Der tägliche Güterumschlag ist von rund 30 Tonnen in der Gründerzeit auf etwa 100 Tonnen gestiegen. Das sind zwischen 400 und 500 Sendungen, die "eine Menge Holz" für den Computer abwerfen. Das Unternehmen beschäftigt 45 Mitarbeiter.

Bis 1973 verarbeiteten die Nordhessen alle Daten manuell. Dann wurden die Finanzbuchhaltung, die Lohn und Gehaltsabrechnung und die Fakturierung in Service-Rechenzentren "ausgelagert". Die Datenerfassung erfolgte intern auf Klarschriftdruckern beziehungsweise Lochstreifen. Diese "verteilte" Datenverarbeitung stellte sich als eine nicht gerade optimale Lösung heraus, zumal in den zeitkritischen Bereichen die Auswertungen teilweise mit einem "timelag" angeliefert wurden. 1974 sah sich die TKE deshalb nach alternativen Möglichkeiten für die "Inhaus-DV" um. Sowohl hard- als auch softwareseitig gab es damals aber nur ein begrenztes Angebot. So lagen Magnetplattensysteme aus preislicher Gründen noch außerhalb des für mittelständische Anwender wirtschaftlich Verkraftbaren. Und brauchbare Standardsoftware für Branchen-Applikationen gab es nicht.

Die Sammelgut-Spedition entschied sich schließlich für die Offerte der Taylorix Organisation. Das zweitgrößte Rechenzentrum der Bundesrepublik bietet in einem zweiten Geschäftszweig Hard- und Software für mittelständische DV-Anwender an. Einer der für die Entscheidung ausschlaggebenden Gründe war das Hardware-Angebot des Stuttgarter Unternehmens. Während die meisten Mitbewerber noch "auf der Magnetkontencomputer-Welle" schwammen, hatte Taylorix schon Magnetbandkassetten (MBK) als extreme Massenspeicher anzubieten. Zwar war auch hier nur sequentieller Zugriff möglich, aber sowohl im Handling als auch organisatorisch ergaben sich deutliche Vorteile.

TKE-Geschäftsführer Claus-Dieter Alscher wollte den innerbetrieblichen Umstellungsaufwand so klein wie möglich halten. Deshalb sollten die Anwenderprogramme auf dem gleichen Organisationskonzept aufbauen, das den Rechenzentrumslösungen zugrunde lag. Das ließ sich nur mit individueller Anwendersoftware machen. Taylorix erklärte sich bereit, die Programme zu schreiben und übernahm auch das Software-Risiko. Im Vertrag wurde eine sogenannte schlüsselfertige Lösung vereinbart.

Vom Umsteiger zum Aufsteiger

Die Entwicklung des organisatorischen Spielraums sowie des Preis-/ Leistungsverhältnisses für wirtschaftlich von mittelständischen Betrieben einsetzbare autonom. arbeitende Computersysteme spiegelt sich im Wandel des DV-Maschinenparks von TKE wider. Natürlich war das ständig steigende Datenvolumen der Spedition ebenfalls ein Veränderungen auslösender Faktor. Aus einem Umsteiger (von der externen zur internen Datenverarbeitung) wurde ein zweimaliger Aufsteiger. Zuerst löste man 1977. die MBK-Anlage durch ein Floppy-Disk-System ab und "schlitterte" damit in eine neue qualitative und quantitative Dimension der DV (Direktzugriff auf extrem gespeicherte Daten, Dialogverarbeitung und Sofortauskunft über Bildschirm). Nachdem die Anlage einen "Bruder" bekommen hatte, wurde 1979 nochmals ein großer Schritt nach vorn gemacht, indem sich TKE ein Magnetplattensystem zulegte. Aufgrund des großen Datenvolumens hatten einige Stammdateien nur noch auf Großplatten Platz. Mit diesem Wechsel verbunden war eine Reorganisation der Speditionsprogramme und eine weitere Optimierung der betrieblichen Ablauforganisation.

Auftragsabwicklung individuell programmiert

Das grundsätzliche Konzept für die heutige DV-Organisation wurde bereits 1974 entworfen und auf den diversen Computern durchgehalten (siehe Kasten). Ziel war es, eine integrierte Gesamtorganisation zu schaffen, die alle Aufgabenbereiche des Unternehmens umfaßt. Schnittstellen zwischen den einzelnen Programmen sollten für die automatische Weiterverarbeitung der einmal erfaßten Daten sorgen. Für die Finanzbuchhaltung und die Lohn- und Gehaltsabrechnung hatte Taylorix geeignete Standardsoftware anzubieten. Die komplette Auftragsabwicklung des Speditionsbereiches dagegen wurde von Taylorix individuell programmiert.

Während der Programmier- und Textphase bestand ein enger Dialog zwischen den Software-Produzenten und dem Anwender. So entstanden Applikationen, die nicht nur exakt den Vorstellungen von TKE entsprachen, sie sind zudem praxisnah und ermöglichen effektive DV-Arbeitsabläufe. Und größere Änderungen der Ablauforganisation waren auch nicht erforderlich. Die Qualität der Speditionsprogramme der Transport Kontor Eisenbach KG hat sich inzwischen in der Branche herumgesprochen. Die Applikationen wurden bereits von einigen mittelständischen Transportunternehmen mit vergleichbarer Organisationsstruktur adaptiert. Deshalb hat sich TKE entschlossen, als Quasi-Softwarehaus zu fungieren und die Speditionsproblemlösungen anderen Anwendern als Standardsoftware anzubieten.

Im Leasing ist das Speditionspaket einschließlich Wartung für unter 2000 Mark zu haben.

Seit 1974 hat TKE folgende Systeme der Bürocomputer-Kategorie Installiert und teiIweise durch organisatorisch Ieistungsfähigere Anlagen ersetzt:

1974: Taylorix-System 9, 16 Ks Hauptspeicher, 3 Magnetbandkassettenlaufwerke, 1 Nadeldrucker.

1977: Taylorix-System 9, l6 KB Hauptspeicher, 2 Diskettenlaufwerke, 1 Bildschirm, 1 Nadeldrucker.

1978: Weiteres System 9, in der Ausbaustufe wie der erste Floppy-Disk-Computer von 1977.

1979: Taylorix-System 9, 3 2 KB Hauptspeicher, 1 Fest-/Wechselplatte, 2 Floppy-Laufwerke, 1 Bildschirm, 1 Nadeldrucker.

Ein Floppy-Disk-System "überlebte den Wechsel. Es wird heute als intelligenter Erfassungsplatz genutzt.