Erfahrungen bei der Planung, Auswahl und Einführung:

Geringe Mehrkosten sprechen für Breitband-LAN

15.03.1985

Unternehmenskonzept und Kosten, diese beiden Rahmenkriterien sind in der Regel der Ausgangspunkt für alle Überlegungen beim Aufbau einer Kommunikationsinfrastruktur, so auch in dem heterogen strukturierten Mischkonzern Degussa. Rüdiger de Schmidt kommt hinsichtlich der Kosten für eine "Nachverkabelung" eines Teils der Hauptverwaltung zu dem Schluß, daß eine flächendeckende LAN-Verkabelung auf Breitbandbasis kaum teurer ist als konventionelle Kabel.

Der Büroarbeitsplatz mit seinen verschiedenen Funktionen, Benutzern und Informationsarten steht im Mittelpunkt eines Informationsverbundes. Untersucht man die wichtigsten Module eines Bürokommunikationssystems, nämlich

- Textverarbeitung,

- elektronische Post,

- elektronisches Ablage- und Suchsystem,

- individuelle Datenverarbeitung,

- Zugriff auf zentrale DV-Leistungen,

- Sprachspeicherung,

- Datenübertragungsmöglichkeiten,

- Zugriff auf externe Datenbanken und

- Nutzung externer Informationsdienste

unter dem Gesichtspunkt des Bedarfs an Verbindungen, so ist leicht festzustellen, daß die meisten der genannten Funktionen einen solchen Bedarf haben.

Nimmt man diese Feststellung als Basis für eine Kommunikations-Infrastruktur, so kann man einige allgemeine Anforderungen an ein solches System formulieren:

- hohe Zuverlässigkeit und Ausfallsicherheit,

- problemloses Verhalten bei Ausfall bestimmter Komponenten,

- Flexibilität beim An- und Abschalten von Endgeräten und

- einfache Installation und Handhabung des Netzes.

Komplexe Systemlandschaft

Anlaß der Überlegungen zum Einsatz eines lokalen Netzes war der Neubau eines Teils der Hauptverwaltung der Degussa AG in der Frankfurter Innenstadt. In diesem Neubau sind zirka 600 Arbeitsplätze für Mitarbeiter von Stabsabteilungen und Fachabteilungen eingerichtet worden. Die Arbeitsplätze der dort eingezogenen Mitarbeiter sind mit unterschiedlichen DV-Systemen verschiedener Hersteller ausgestattet. Unter anderem werden eingesetzt DV-Systeme der Hersteller Siemens, Philips, IBM und DEC. Außerdem sind Bürosysteme der Firma Ericsson im Einsatz.

Folgende Zielsetzungen standen bei den Einsatzüberlegungen im Vordergrund:

- Schaffen eines universellen Transportmediums,

- Integration von Text-, Daten- und Bildkommunikation,

- Anschlußmöglichkeit von Endgeräten verschiedener Hersteller,

- Flexibilität bei Umzügen und

- unterschiedliche Verbindungsarten müssen möglich sein.

Eine wichtige Randbedingung war, daß das Rechenzentrum der Degussa sich nicht auf dem Gelände der Hauptverwaltung, sondern auf einem zirka sechs Kilometer entfernten Grundstuck befindet.

Der Neubau besteht neben dem Erdgeschoß mit Publikumsverkehr, einem Zwischengeschoß zur Warenannahme und der siebten Oberetage aus sechs weitgehend homogen gestalteten Büroetagen.

Die Büroräume sind nicht klimatisiert. Die Innenzonen (Dunkelräume) werden belüftet.

Die Kabelzuführung erfolgt vertikal in ausreichend bemessenen Kabelschächten, horizontal in den Decken der Flure und in Fensterbankkanälen.

Struktur und Anforderungen

Zur Charakterisierung der in der Hauptverwaltung tätigen Mitarbeiter kann die folgende Arbeitsplatztypisierung (als Grobschema im Sinne der Bürokommunikation) angewandt werden:

þSekretärinnen/Schreibkräfte,

þSachbearbeiter,

þKonstrukteure,

þtechnische Fachkräfte,

þadministrative Fachkräfte und

þFührungskräfte beziehungsweise Management.

Unter Anwendung dieser Arbeitsplatztypen ergibt sich für die Hauptverwaltung etwa die folgende absolute beziehungsweise prozentuale Aufteilung: