Mobiler Tempomacher oder Datentoaster?

Gericom taktet Notebook mit 1000 Megahertz

22.12.2000
MÜNCHEN (CW) - Der österreichische Notebook-Hersteller Gericom hat mit dem "Supersonic" einen Mobilrechner vorgestellt, der mit einem auf 1000 Megahertz getakteten Prozessor arbeitet. Bei der CPU handelt es sich jedoch um einen herkömmlichen Desktop-Chip. Wie der Hersteller die damit verbundenen Probleme rund um Stromverbrauch und Kühlung löst, bleibt abzuwarten.

Gericom bietet die Notebooks seiner Supersonic-Reihe mit Taktraten von 850, 933 und 1000 Megahertz an. Die CPUs präsentieren sich in einem Flip-Chip-Pin-Grid-Array-(FCPGA-)Gehäuse für den Sockel 370. Der mit einem Frontside-Bus (FSB) von 133 Megahertz arbeitende "Apollo-Promedia"-Chipsatz stammt von der Firma Via Technologies.

Bei der sonstigen Ausstattung präsentiert Gericom nichts Neues: maximal 256 MB Hauptspeicher, 10- oder 20-GB-Festplatte, integriertes Achtfach-DVD-Laufwerk sowie ein 14,1 Zoll großes Thin-Film-Transistor-(TFT-)Display. Soundchip und Modem sind fest im Gerät eingebaut. Mit dieser Ausstattung wollen die Österreicher das Supersonic als Multimedia-tauglichen Desktop-Ersatz auf dem Markt positionieren.

Die Komplettausstattung geht allerdings auf Kosten einer kompakten Bauweise. Mit einer Höhe von 3,8 Zentimetern und einem Gewicht von drei Kilogramm gehört das Gerät in die Schwergewichtsklasse bei den Notebooks. Als Preis für die Basisvariante gibt das in Linz ansässige Unternehmen 4999 Mark an. Will man das Gerät jedoch über die Gericom-Web-Seite (www.gericom.com) ordern, kommt am Ende inklusive der österrreichischen Mehrwertsteuer von 20 Prozent eine Summe von 6587 Mark heraus.

Diese Preisdifferenz bleibt allerdings nicht die einzige Ungereimtheit. Ein hochgetakteter Desktop-Prozessor entwickelt wesentlich mehr Wärme als eine speziell für den mobilen Einsatz konzipierte CPU. Während in einem geräumigen Desktop-Gehäuse die Hitze leichter abgeleitet werden kann, erfordert ein enges Notebook komplizierte Kühlmechanismen. Wie die im Supersonic funktionieren, verrät Gericom nicht. Vorstandsmitglied Dieter Brächtken spricht von einem "geschickten Thermodesign mit ausgewählten Komponenten". Momentan testen die Ingenieure der Landesgewerbeanstalt (LGA) in Nürnberg das Gerät. Laut Testingenieur Bernd Rippel muss die Temperatur in der Zone A, das ist die Unterseite, die Tastatur sowie die Handauflageflächen, der DIN EN 563 entsprechen. Das bedeutet, die Temperatur darf nicht über 43 Grad Celsius steigen. Zum aktuellen Stand der Tests will Rippel nichts sagen. Im Januar 2001 sollen die Ergebnisse vorliegen.

Auch hinter dem Stromverbrauch steht ein Fragezeichen. Laut Gericom erreicht das Supersonic eine Batterielaufzeit von 150 Minuten. Wie dies mit einem 26 bis 30 Watt schluckenden Pentium-III-Chip erreicht werden soll, bleibt jedoch ein Rätsel. Notebook-Chips sind mit Stromspartechniken wie zum Beispiel Intels "Speedstep" ausgestattet und verbrauchen etwa zwei Watt. Vertreter von Gericom sprechen von einem neuartigen Power-Management, das die Laufzeit garantieren soll. Brächtken muss allerdings einräumen, dass es unterschiedliche Benchmark-Ergebnisse gibt. Zahlen nennt er nicht.

Intel will keinen Kommentar zu dem Gerät abgeben. Ein Vertreter der Chipschmiede argumentiert, dass man keinen Einfluss darauf habe, was die Rechnerhersteller mit den Prozessoren anfangen. Intel könne nur Richtwerte für Umgebungsparameter vorgeben. Der Rest bleibt den Kunden überlassen.