Den Clone-Herstellern sind die Lizenzpreise zu hoch:

Gerangel um Mikro-Kanal-Patente

08.04.1988

ATLANTA (IDG) - Ohne Resonanz verstrich die Frist, die die kalifornische Computer Automation Inc. den Herstellern von Erweiterungskarten und möglichen Clone-Herstellern des PS/2 gesetzt hatte, Lizenzen des Patentes für die Mikro-Kanal-Architektur zu erwerben. Keines der Unternehmen hat einen Lizenzvertrag unterschrieben.

In Branchenkreisen wird vermutet, daß die meisten der Betroffenen es auf einen Rechtsstreit mit Computer Automation ankommen lassen wollen. Die Firma hält ein Patent für ein .Adreßzuweisungssystem, das IBM für den Mikrokanal auf den PS/2-Modellen 50, 60 und 80 verwendet.

Der Anwalt eines Konsortiums von Board-Herstellern, erklärte, daß seinen Klienten die Preise für die Mikrokanal-Patente zu hoch seien. Er warf Computer Automation vor, zu geldgierig zu sein. Mit 25 000 Dollar Lizenzgebühr und 5 Dollar pro verkauftem Gerät wäre man einverstanden gewesen. Doch allein 300 000 Dollar für die Lizenz sei einfach zuviel.

Computer Automation hat unterdessen angekündigt, gegen jeden Hersteller von Mikro-Channel-Clones, von entsprechenden Boards und anderen Systemelementen ohne Lizenz gerichtlich vorzugehen. Die Gebühren für die Lizenzen liegen ihren Angaben zufolge zwischen 25 000 Dollar für Nachbaurechte in begrenzter Stückzahl und 300 000 Dollar für Rechte in unbegrenztem Ausmaß.

Kenner des US-Computermarktes gehen jedoch davon aus, daß einige Unternehmen bereits heimliche Absprachen mit Computer Automation getroffen haben. Michael Murphy, Herausgeber des California Technology Stock Letter, vermutet, daß Tandy Corp. und AST die Rechte am Mikrokanal erwerben werden. Ein Sprecher von Tandy hat dies jedoch dementiert und betont, daß Tandy bisher noch keine Mikrokanal-Produkte angekündigt habe.