Nomina ermittelt Softwareangebote

Genug Linux-Lösungen fürs Business

03.08.2001
MÜNCHEN (ls) - Eine Erhebung des Münchner Marktforschungsunternehmens Nomina GmbH bringt eine Überraschung: Es gibt mehr "Linux-Software für Business-Lösungen" - so der Titel der Studie - als allgemein angenommen.

Für Softwarehäuser ist Linux nach den Microsoft-Systemen in kürzester Zeit zur beliebtesten Umgebung aufgestiegen. Ende des ersten Quartals 2001 registrierte Nomina 1355 Business-Anwendungen für das quelloffene Betriebssystem, vor zwei Jahren waren es erst rund 200 gewesen. Die inzwischen nicht mehr ganz so rasante Zunahme der Linux-Applikationen betrug in den letzten zwölf Monaten immerhin noch 40,4 Prozent.

Nach den neuen Zahlen gibt es nunmehr erstmals mehr Linux-Anwendungen als für jedes konkurrierende Unix-Derivat. Für IBMs AIX existieren derzeit 1328 kommerzielle Programme. Auf den Plätzen folgen HP-UX mit 1198, Siemens-Unix mit 1153 und Sun-OS beziehungsweise Solaris mit 1038 kommerziellen Applikationen.

Rasant gestiegen ist das Angebot an branchenübergreifenden Programmen (jetzt 620, plus 48 Prozent) und branchenspezifischen Anwendungen (440, plus 41 Prozent) für Linux-Systeme. Mäßig gewachsen ist der Bestand an Systemprogrammen (227, plus 33 Prozent), die vor zwei Jahren noch die einzig nennenswerte Stärke im Linux-Spektrum waren. Ein Defizit ist am Markt für technische Programme auszumachen, wo das Angebot von 68 Applikationen (plus zehn Prozent) Lücken - und Geschäftsmöglichkeiten - erkennen lässt. Nach den Zahlen vom 1. Juli 2001 registrierte Nomina 1453 Business-Anwendungen für Linux. Damit laufen 14 Prozent der über 10000 Anwendungen, die in der "Isis"-Software-Datenbank von Nomina registriert sind, auf diesem System.

Das größte Wachstum sehen die Münchner Marktbeobachter bei den branchenübergreifenden Lösungen für E-Commerce, Dokumenten-, Knowledge- und Content-Management, in Büroautomatisation, Personalwesen sowie ERP und PPS. Die branchenspezifischen Lösungen sind vor allem für Groß- und Einzelhandel, private Dienstleistungen sowie die öfffentliche Verwaltung gedacht. Die systemnahe Software konzentriert sich auf Betriebssystem-Erweiterungen, die Administration und das Netzwerk-Management.

Von den 7000 Anbietern in der Isis-Firmen-Datenbank bezeichnet Nomina 23 Prozent, nämlich 1622 mit Stand vom 1. Juli dieses Jahres, als "in Linux kompetent". Vor genau zwei Jahren waren es erst 814 gewesen. Aber der Run der Anbieter auf Linux flacht ab: Im Juli 2000 hatten schon 1560 von ihnen mindestens ein Linux-fähiges Programm im Angebot.

München darf man wohl als Deutschlands Linux-Kapitale bezeichnen. 308 der deutschen Linux-Anbieter führen die Postleitzahl 8xxxx in der Adresse. 215 beziehungsweise 201 kommen aus den Postleitzahlbereichen 7xxxx und 6xxxx. Im gesamten deutschsprachigen Bereich stammen nur 93 Anbieter von Linux-fähigen Business-Anwendungen aus Österreich und 58 aus der Schweiz. Schlechter sieht das Angebot nur im deutschen Osten aus: Es gibt 78 Anbieter im Postleitzahlbereich 1xxxx und 34 im Postleitzahlbereich 0xxxx.

Dass sich das Angebot an Linux-Programmen in letzter Zeit so rapide in weiten Bereichen verbessert hat, geht mit der Folge einer gewissen Marktsättigung einher. Neue Programme scheinen, besonders in der aktuellen IT-Krise, nur noch für Anwendungsnischen viel versprechende Chancen zu haben, weswegen auch der Bedarf an Linux-Spezialisten sinkt. So registrierte www.jobpilot.de im März 2001 mit 535 Stellenangeboten für Linux einen Höhepunkt der Nachfrage. Im Juli gab es nur noch 422 Jobofferten.

Linux-Programme

Branchenübergreifende Programme (46,7 Prozent)

Finanz- und Rechnungswesen: 140

Personalwesen: 90

Auftragsabwicklung,

Marketing, Vertrieb: 60

Electronic Commerce: 31

Materialwirtschaft, Lagerwesen: 75

Fertigungsorganisation, ERP, Instandhaltung, Qualitätssicherung: 111

Büroautomation, Textverarbei-tung, DTP, Business-Grafik: 90

Dokumenten-/Knowledge-Management: 51

Planungssysteme: 30

Branchenprogramme (31,6 Prozent)

Industrie: 66

Bauwesen, Handwerk: 25

Handel (inklusive Landwirtschaft): 98

Verlage, Medien: 42

Transport- und Verkehrswesen: 16

Banken, Versicherungen: 33

Private Dienstleistungen: 56

Gesundheitswesen: 33

Versorgung, Entsorgung: 16

Öffentliche Verwaltung, Verbände, Bildungswesen: 74

Technische Programme (5,0 Prozent)

CAD/CAM/CAE, EDM-Systeme: 55

Bauplanung, GIS: 17

Systemprogramme (16,7 Prozent)

Betriebssysteme und -erweiterungen: 22

Netzwerk-Management: 42

Internet, Intranet, Extranet: 24

System-Management: 32

Datenbanken, Datenverwaltung: 35

Softwareentwicklung, Case: 89

Gesamt: 1453 Programme

Stand : Juli 2001

Quelle: Nomina GmbH: "Linux-Software für Business-Lösungen", Juli 2001

Abb: Linux-Anwendungen führend

Rasantes Wachstum: Die aktive Entwickler-Community sorgte dafür, dass Linux-Applikationen die Konkurrenz hinter sich lassen konnten. Quelle: Nomina, München