Vodafone/Mannesmann: Kompromiß in letzter Minute?

Gent und Esser kämpfen um das Vertrauen der Aktionäre

26.11.1999
MÜNCHEN (CW) - Erwartungsgemäß hat auch in der vergangenen Woche die Übernahmeschlacht zwischen Vodafone Airtouch und Mannesmann die Schlagzeilen der Wirtschaftspresse dominiert. Nachdem Vodafone-Chef Chris Gent mit einem verbesserten und direkten Angebot an die Mannesmann-Aktionäre nachgelegt hatte, versucht Mannesmann nun, sich gegen die feindliche Übernahme zu wehren.

Das Angebot, das Vodafone den Mannesmann-Aktionären am Freitag vergangener Woche unterbreitete, war offensichtlich so attraktiv, daß sich der Aufsichtsrat des Düsseldorfer Mischkonzerns trotz des eindeutig negativen Votums des Vorstands nicht zu einem sofortigen Nein durchringen konnte. Man stimme zwar der grundsätzlichen Auffassung von Vorstandschef Klaus Esser zu, wonach die eigene Strategie die bessere sowie der gebotene Preis für eine Übernahme zu gering sei, wolle aber kommenden Sonntag noch einmal abschließend über die Offerte der Briten beraten, hieß es. Das zweite Übernahmeangebot von Vodafone hatte 53,7 Vodafone-Aktien gegen ein Mannesmann-Papier betragen, was auf der Basis des Kurses der Mannesmann-Aktie von Donnerstag vergangener Woche einem Kaufpreis von rund 240 Milliarden Mark entsprochen hätte. In Branchenkreisen wird nun heftig darüber spekuliert, welche der beiden Strategien die mehrheitlich (rund 60 Prozent) ausländischen Anteilseigner von Mannesmann überzeugt.

Fehlende Barabfindung schmälert Vodafone-Chancen

Beide Konzerne waren bestrebt, mit Hilfe großer Imageanzeigen in Tages- und Wirtschaftszeitungen für ihren Standpunkt zu werben und vor allem die institutionellen Anleger auf ihre Seite zu ziehen.

Neben der Frage, ob ein reiner Mobilfunkkonzern à la Vodafone oder der Mannesmann-Ansatz eines integrierten TK-Anbieters langfristig mehr Wachstumschancen bietet, dürfte dabei vor allem der (eher kurzfristige) finanzielle Aspekt der Übernahmeofferte im Vordergrund stehen. Als für die Briten eventuell kritisch wird hier die Tatsache gewertet, daß die Vodafone-Aktie seit Bekanntwerden der feindlichen Übernahmepläne einiges an Wert verloren hat. Dadurch und mangels eines nennenswerten Barabfindungsangebotes könnte sich, so die Mutmaßungen, das Angebot an die Mannesmann-Aktionäre bei näherem Hinsehen als doch nicht so attraktiv erweisen. Trotzdem war Vodafone-Chef Gent in den letzten Tagen bemüht, Optimismus zu verbreiten. Schon jetzt zeichne sich ab, daß es kein unüberwindliches Problem sei, mehr als 50 Prozent der Mannesmann-Aktionäre für das Angebot zu gewinnen, wurde an der Londoner Börse gestreut.

Mittlerweile scheint sich aber auch noch die Möglichkeit einer gütlichen Einigung zu eröffnen. Einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" zufolge liebäugelt Vodafone damit, sein Übernahmeangebot an die Mannesmann-Aktionäre zurückzuziehen, wenn der Vorstand des Düsseldorfer Konzerns im Gegenzug der Gründung eines gemeinsamen Unternehmens zustimmt. In diese neue Gesellschaft könnten, so das Blatt weiter, die gesamten TK-Aktivitäten beider Konzerne ausgelagert und die jeweiligen Aktionäre entsprechend dem Wert der beigesteuerten Aktivitäten beteiligt werden. Gelänge ein solcher "merger of equals", müßte der "europäische Weltkonzern" Vodafone/Mannesmann in absehbarer Zeit keine feindlichen Übernahmeversuche fürchten.